…. mit Sitz in Böblingen (Flughafen) war eine der 200 Ortsgruppen des Sturmvogel – Flugverband der Werktätigen e.V. in der Weimarer Republik (siehe Wikipedia am Ende der Seite)
Kurze Zusammenfassung der anschließend beigefügten Dokumente aus dem Hauptstaatsarchiv Ludwigsburg
Die Gründungsversammlung fand am 15. Juni 1929 statt. Der Verein wurde am 11. Februar 1930 mit der Satzung vom 10. November 1929 in das Vereinsregister eingetragen. Bis zum 07. Januar 1930 hatten sich 42 Mitglieder eingetragen. Die Vorstandschaft besteht aus folgenden Herren:
- Rudolf Aschbacher 1. Vorsitzender
- Fridolin Merk 2. Vorsitzender
- Albert Hirner Kasssier
- Hermann Rall Schriftführer
- Gottlob Baisch Beistzer
- Alfred Götz Pressewart
- Hans Hildenbrand Beisitzer
Ziel und Zweck des Vereins:
1. Breiten Schichten der werktätigen Bevölkerung den Flugsport aller Art (Motor- und Segelflug) in gemeinnütziger Weise und zu günstigen Bedingungen zu vermitteln
2. Die moderne Arbeiterbewegung in Propaganda und Werbung durch das Flugzeug zu unterstützen.
Der Verband hat die Aufgabe, Vorträge, Kurse u.s.w. für die Mitglieder zu veranstalten, und zwar:
- Vorträge über alle Arten des Flugwesens, Luftschifffahrt und verwandte Gebiete.
- Ferner Besichtigung von Flughäfen, Werke und dergleichen.
- Kurse zur Ausbildung von Flugzeugführern
- Werbeveranstaltungen
- Öffentliche Vorträge
- Werbe- und Arbeiterflugtage
- Passagierflüge
- Mitwirkung bei der Propaganda der Arbeiterorganisationen.
Der Verein wurde nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wieder aufgelöst!
Im Schreiben vom 20. Nov. 1933 an das Amtsgericht Böblingen geht hervor: Durch Verfügung des Polizeikommissars für das Land Württemberg ist aufgrund des Gesetzes über die Einziehung volks- und staatsfeindliches Vermögen der im dortigen Vereinsregister Band II, Blatt 59 eingetragene Verein Arbeiter-Flugsportverband Böblingen aufgelöst worden. Als Liquidator wurde Bezirksnotar Franz bestellt, der die Liquidation im Herbst 1935 durchgeführt hat. Die Löschung des Vereins im Vereinsregister wurde im März 1937 endgültig bestätigt. Interessant ist, dass dieser Verein ganz in Vergessenheit geraten ist. Im Buch von Adolf M i r k e s – Erscheint in Massen, Daten – Dokumente – Fragmente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Böblingen – im Spiegel des „Böblinger Bote“ von den Anfängen bis 1933 ist der Verein nicht genannt !
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Sturmvogel – Flugverband der Werktätigen (Wikipedia)
Der Sturmvogel – Flugverband der Werktätigen e. V. war ein deutscher Luftsportverband der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik. Er wurde 1929 gegründet, um Mitgliedern aus einfachen Verhältnissen den Luftsport mit dem Schwerpunkt Flugmodelle und Segelflug zu ermöglichen.1932 war er bereits der größte einzelne Luftsportverein in Deutschland mit fast 200 Ortsgruppen und zwanzigtausend Mitgliedern. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde er 1933 zwangsweise aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt.
Benannt war die Vereinigung nach dem Sturmvogel, verschiedener Vögel aus der Familie der Sturmvögel. Die Gründung des Vereins erfolgte am 1929 in Berlin. Den Vorsitz übernahm Walther Binder. Offiziell parteipolitisch neutral stand er aufgrund der parteipolitischen Ausrichtung seiner Mitglieder und Funktionäre der Sozialdemokratische Partei Deutschlands, der Deutschen Demokratischen Partei und dem Reichsbanner nahe. Die Polizei vermutete sogar, die Gründung erfolgte als Nebenorganisation und im Auftrag des Reichsbanners. Zweck war es, einfachen Arbeitern den Luftsport nahezubringen und ihnen den Erwerb einer Pilotenlizenz zu ermöglichen, da bürgerliche Vereine oder militärisch ausgerichtete Fliegerkameradschaften zu teuer oder nicht bereit waren, diese in ihren Reihen aufzunehmen. So kostete 1930 der vierwöchige Segelflugkurs an einer Segelflugschule der Rhön-Rassisten-Gesellschaft 150 Reichsmark, damit ungefähr den Monatslohn eines gelernten Arbeiters, für eine Motorflugausbildung an einer Flugschule des Deutschen Luftfahrt-Verbands auf einem Leichtflugzeug zahlte man 750 Reichsmark. Aufgrund der beschränkten Finanzmittel seiner Mitglieder lag der Schwerpunkt der Ausbildung im Bau und Betrieb von Flugmodellen und dem Segelfliegen. Motorfliegen wurde nur vereinzelt betrieben. Die Geschäftsstelle befand sich auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof, auf dem auch die verbandseigene Motorflugstaffel stationiert war. Sie verfügte unter anderem über Klemm L20, Klemm KL 25, Junkers K 16, Focke-Wulf A 16 sowie Dornier Komet II. Im Juli 1932 wurde auf dem Flugplatz Johannisthal eine Motorflugschule eröffnet, die mit mehreren U 12a Flamingo ausgestattet war. Die meisten Mitglieder waren jedoch in Segelfluggruppen organisiert, die mit den typischen Konstruktionen der Zeit wie dem Schulgleiter „Zögling“, aber auch eigenen Konstruktionen flogen. Die offizielle verbandseigene Zeitschrift erschien monatlich und hieß Sturmvogel – Die Luftfahrt-Zeitschrift der Werktätigen.
Bereits 1930 hatte der Verein 149 Ortsgruppen, um 1932 auf um die 200 Ortsgruppen mit zwanzigtausend Mitglieder anzuwachsen. Er war damit bei der Auflösung der größte einzelne Luftsportverein in Deutschland. Im Jahre 1930 wurde er in den deutschen Luftrat aufgenommen und war damit neben dem Deutschen Luftfahrt-Verband, der Rhön-Rossitten-Gesellschaft, dem Aero-Club von Deutschland, dem Deutschen Modell- und Segelflug-Verband und dem Ring Deutscher Flieger ein stimmberechtigter Luftfahrverband im höchsten deutschen Luftsportgremium.
Der Fliegerverband Sturmvogel lehnte jegliche Militarisierung des Luftsports ab. Luftsport und Flugverkehr sollte der Völkerverständigung dienen und diese ermöglichen. Aufgrund dieser pazifistischen Haltung und Loyalität zur Weimarer Republik wurde der Flugsportverband Sturmvogel nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten zwangsweise aufgelöst und sein Vermögen einschließlich Fluggerät konfisziert. Die anderen Luftsportverbände und -vereine wurden zusammen mit den Fliegerstürmen von SA, SS und Stahlhelm unter dem Deutschen Luftsportverband vereinigt, offiziell der neue nationale Luftsportverband, tatsächlich jedoch eine zur Aufstellung der Luftwaffe und die Vorgängerorganisation des Nationalsozialistischen Fliegerkorps.