1928 2. Empfangsgebäude

… im Bauhausstil

Schon bald hatte sich der Luftverkehr in Württemberg so gesteigert, dass sich der Aufsichtsrat entschloss, gemäß dem Antrag des Vorstandes, auf dem eigenen Grundstück der Gesellschaft für den Abfertigungsdienst ein neues Gebäude zu erstellen, nachdem alle Erwägungen, durch An- und Umbauten ein erweitertes Provisorium zu schaffen, im Hinblick auf die weitere Entwicklung verworfen werden mussten. Eingereichte Planungsunterlagen lagen von den Architekturbüros Bregler & Barthle und Döcker, beide Stuttgart vor, wobei man sich für Bregler & Barthle entschied. Die Arbeiten wurden nach den im Frühjahr 1927 von dem Baubüro der Gesellschaft fertiggestellten Bauplänen im Benehmen mit dem städtischen Hochbauamt Stuttgart (Architekt Mäckle BdA) und der staatlichen Bauberatungsstelle (Prof. Keuerleber) ausgeführt. Das Gebäude wurde direkt an das bestehende angebaut. Der schlechte Untergrund verteuerte die nach den Berechnungen von Prof. Kintzinger Stuttgart ausgeführte Fundamentherstellung. Das Böblinger Baugeschäft Wilhelm Kopp wurde mit dem Bau beauftragt.

Auf dem Abnahme-Foto der Klemm L20 D-978 ist das noch freie Grundstück mit Durchblick zur Rohrmühle zu sehen, dass 1 Jahr später mit dem Towergebäude überbaut wurde (jetzt Motorworld Hotel und Cafe Reimann).
Das Böblinger Baugeschäft Wilhelm Kopp wurde mit dem Bau beauftragt. (Quelle Dieter Wolf)
Baugrube
Links das Empfangsgebäude im Bau. Kurz davor war die neue Flugzeughalle (rechts davon) 1927 schon fertig
BB-Flughafen 1927 Bau
(Quelle Dieter Wolf)
BB-Flughafen 1927 Bau_2
Tower im Bau (zum Flugfeld)
Das Gebäude ist fertig
Flugbetrieb kurz nach der Fertigstellung

In der offiziellen Baubeschreibung heißt es: Das Empfangsgebäude, 55 m lang und 12 m bzw. 14 m breit, wurde als Massivbau im Stil der neuen „Sachlichkeit“ erstellt. Es umfasst 7900 m³ umbauten Raumes und besteht aus einem Untergeschoss, zwei Stockwerken und einer (später hinzugefügten) Dachterrasse. Es besitzt als Flankierung einen fünfstöckigen Turm, der für die Signalanlage bzw. Flugwache dient. Die Umfassungswände im Untergeschoss sind betoniert; die Fundamente mussten infolge sehr schlechter Bodenverhältnisse teilweise armiert werden. Die übrigen beiden Stockwerke sind Backsteinmauerwerk, 38 cm stark. Das Erdgeschoss hat Klinkersteinvormauerung, die nicht nur den Vorzug unbegrenzter Haltbarkeit besitzt, sondern zugleich auch die übersetzten Schichten dem Gebäude seinen einzigen architektonischen Schmuck gibt. Im Stil des Bauhauses knüpft die Architektur an die Werkbundausstellung von 1927 in Stuttgart an, bekannt durch die Weißenhofsiedlung.


Das Flughafen-Verwaltungsgebäude (Württ. Gebäudebrandversicherung)

2.stockiges Verwaltungsgebäude von Stein und Plattform mit gemauerter Brüstung und 3.stockiger Vor-und -aufbau ohne eigene Wände zwischen I.und VII. eingebaut.

  • Vorbau 1. stockiger Erkervorbau von Stein unter Plattform usw.
  • UG  Keller, 1 gewölbter Keller, 1 Wirtschaftslokal, 1 Kühlraum, 1 Bierkeller, 1 Telefonzelle, 4 Lagerräume, 1 Heizraum und 1 Kohlenraum
  • EG 1 Vorhalle mit Treppe, 2 Kassenräume, 5 Büroräume, 1 Gepäckraum, 1 Abfertigungsschalter, 1 Wirtschaftsraum mit Theke, 1 Küche, 1 Speisekammer, 1 Vorratsraum
  • OG 1 Schlafraum 1 Bad (später Abort), 1 Abstellraum, 1 Telefonzelle, 2 Abortanlagen und im Erker ein Büro
  • I.Stock 8 Hotelzimmer, 3 Wohnzimmer, 1 Halle ,1 Telefonzelle, 1 Aktenraum und 8 Büroräume
  • darüber Treppenhaus und Halle, 2 Abortanlagen, 1 Gartenterrasse auf dem Dach
  • 5.stockiger Turm von Stein unter Plattform mit gemauerter Brüstung 8,00 m x 8,85 m und Glasbau mit eigenen Wänden, 1 durchgängiges Treppenhaus
  • UG 1 Schenke
  • EG 1 Vorraum, 1 Abort
  • I. Stock 1 Halle
  • II. Stock 1 Halle, 1 Schenke
  • III. Stock 1 heizbares Büro
  • IV. Stock 1 heizbares Sitzungszimmer
  • darüber Vorraum und Terrasse
flughafen bb - grundriss
Plan mit den einzelnen Räumen

Das Flugzeughalle (Württ. Gebäudebrandversicherung)

1. stockige Flugzeughalle von Stein unter Pultdach 66,80 m x 22,50 m erbaut 1926/1929 umgebaut (Neue Werft) mit eigener Wand an Gebäude VII und VI angebaut, mit

  • 1. stockigen Anbau von Stein unter Giebeldach 5,oo m x 4,80 m
  • 1. stockigem Werkstattanbau von Stein unter Pultdach  31,00 m x 3,40 m unter eigener Wand an VIII angebaut
  • 1. stockiger Kohlenanlage von Stein unter Pultdach 10,00 m x 3,40 m
Gesamtansicht. Von links nach rechts (Bildmitte) Böblingen, Bahnunterführung, Zollamt, Eingangstor zum Flughafenplatz und Gebäude
unten Bildmitte das Zollamt
Zollamt mit Eingangstor
BB-Flughafen 1928 BET (Lämmle)
Eingangstor
BB-Flughafen BE 1928 (Lämmle) (2)
Von der Terrasse ein wunderschöner Blick auf das Flugfeld
Flughafen mit Böblingen

Detail-Informationen:  Beschreibung von 1928

Im Mittelteil des EG befindet sich die repräsentativ wirkende Empfangshalle für die Fluggäste. Die westliche Hälfte enthält die mit großen Schalterfenstern von der Halle getrennten Diensträume der Flugleitung, Flugwache, Postumschlagstelle, Zollabfertigung, sowie die Gepäck- und Frachträume. Eine 2 m breite Durchfahrt in diesem Teil ermöglicht den Verkehr mit Rollwagen zu den Flugzeugen. Die östliche Hälfte dient den Fluggästen und enthält das Restaurant und die Toiletten mit Bad. Von der Empfangshalle führt eine Treppe zur Dachterrasse, welche ebenfalls bewirtschaftet wird und einen freien Blick auf den Flugplatz und auf das malerische Städtchen Böblingen gewährt. Im OG sind auf der westlichen Hälfte die Diensträume des Flugsicherungsdienstes, der Wetterwarte und der Flughafenverwaltung, durch eine besondere Treppe mit den Diensträumen im EG verbunden, untergebracht, während die östliche Hälfte Übernachtungszimmer mit 10 Betten in Verbindung mit dem Restaurant enthält. Der Turm dient in erster Linie für den Beobachtungsposten der Flugwache. Im UG sind Lagerräume, die Heizungsanlage, die Kühl- und Kellerräume für den Wirtschaftsbetrieb, sowie in Verbindung mit dem Restaurant eine Kellerwirtschaft als Kantine vorhanden. Die gärtnerischen Anlagen des durch ein Pförtnerhäuschen mit Tor abgeschlossenen Vorplatzes wurden von der städtischen Gartenbauinspektion Stuttgart (Gartenbaudirektor Ehmann) ausgeführt. Um den durchreisenden Fluggästen auf dem Flughafen Stuttgart-Böblingen die schwäbische Landeshauptstadt wenigstens im Bild zu zeigen, hat die Stadt Stuttgart in dankenswerter Weise für das Restaurant je ein Ölgemälde der beiden hervorragenden Stuttgart Kunstmaler Felix Hollenburg und Fritz Lang gestiftet. Die Diensträume im neuen Gebäude konnten Anfang Februar 1928 in Betrieb genommen werden, während der Wirtschafts- und Hotelbetrieb zu Beginn des Sommerluftverkehrs 1928 eröffnet wird.

Flughafengebäude innen
Gebäude innen
Treppenaufgang

Ausgang zum Flugfeld

In der östlichen Hälfte des 1. Obergeschosses war das Hotel mit Restaurant untergebracht

Bericht vom 14.Mai 1928
während des Zeppelin-Empfangs 1929 oder 1931
später wurde das Restaurant umgestaltet. An der Decke hängt ein Klemm-Modellflugzeug
Böblingen mit Flughafen
im Vordergrund Böblingen
Flugplatz 1933 - in der Mitte des Platzes ist im Boden ein Rauchofen eingelassen. Aus den Bewegungen des Rauches konnten die Piloten Rückschlüsse auf Windrichtung und Windgeschwindigkeit ziehen
Flugplatz 1933 – interessant links unten der Rauchofen, der ankommenden Fliegern die Windrichtung anzeigte.

1934 wurde ein 2. Stockwerk aufgesetzt und um einen Anbau erweitert

2. Stock im Bau und Anbau mit Bauhütte
2. Stock im Bau unverputzt
Sicht vom Flugfeld

Sicht von der Einfahrt

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