Walter Spengler

…. war einer der vier Flieger, die beim Absturz des Flugakrobaten Fritz Schindler ums Leben kamen 

Die Informationen zu dem Bericht stammen aus folgenden Quellen:

  • Aus Erinnerungen über „SPENGLER“ von Frau Sprander (Hugo Spengler, der Vater von Walter, war ihr Onkel) vom 26. Oktober 1993 Auszug über Walter Spengler und Böblingen
  • Doktorarbeit von Kai Gurski 9. Januar 2008
  • aus diversen Zeitungen nach dem Unglück
  • Dirk Weddemar Torfhaus
  • Haus der Geschichte Stuttgart
  • eigenes Archiv
Walter Spengler Flieger

Walter Spengler wurde am 14. Mai 1896 in Jena als 3.Kind (Geschwister Charlotte und Alfred) von Hugo und Auguste Spengler geboren. Über seine Kindheit ist wenig bekannt. Zu Beginn des 1. Weltkriegs meldete sich Walter Spengler als Kriegsfreiwilliger zur Infanterie, wurde verwundet und kam ins Lazarett. Anschließend wechselte er zur Fliegerei und schaffte es als Flugzeugführer, bis in die Richthofenstaffel und war u.a. an der Westfront, auf dem Balkan und in Frankreich im Einsatz. Zwar überstand er den Ersten Weltkrieg weitgehend unbeschadet, stand aber als Hauptmann ohne Ausbildung zunächst vor dem Nichts. Daher kehrte er in den elterlichen Betrieb nach Torfhaus, das Hotel Wendt, auch als „Brockenblick“ bekannt, zurück, das sein Vater noch im 1. Weltkrieg gekauft hatte und übernahm ihn 1923 zwischenzeitlich.

Torfhaus

Zeitgenössische Aufnahme (Weddemar)

Doch seine Begeisterung für die Fliegerei blieb ungebrochen.

Bei einem Vortrag über Flugwesen in Bad Harzburg traf Spengler mit dem Generaloberst von Eberhardt aus Wernigerode, dem Kriegsinspekteur der Flieger zusammen. An dem Abend begann eine herzliche Freundschaft zwischen den beiden Flugbesessenen. Spät in der Nacht brachte Spengler die Exzellenz auf seinem Motorrad nach Wernigerode (auf fliegender Fahrt, so das die Exzellenz sagte: „Spengler, das ist wert, das wir Brüderschaft trinken, ich habe nicht gedacht, dass ich mein Wernigerode noch einmal wiedersehe“) An diesem Abend war wohl der Gedanke entstanden, den Gedanken an eine Wiedergeburt der Fliegerei unter die Menschen zu tragen.

1925 Geburt eines Sohnes  (Schönbuch-Bote vom 22.09.1930 – Sohn 5 Jahre), 1928 Heirat mit Martha, geb. Reinecke aus Braunschweig. Über den Verbleib seines Sohnes und seiner Frau nach dem Tode Walter Spengler’s ist leider nicht bekannt.

hochzeitHochzeitsfeier im Hotel Wendt 1928 (Weddemar)

1925 als es die Umstände wieder erlaubten, schaffte Spengler den Absprung nach Böblingen, erwarb aber vorher noch den Zivilflugschein in Hannover. Spengler wurde Fluglehrer der Süddeutschen Sportflug G.m.b.H., später eine Zweigstelle der Deutschen Luftfahrt G.m.b.H. (Fluglehrer an Klemmschule unsicher).

Im Böblinger Adressbuch von 1927 ist Walter Spengler mit der Adresse Galgenbergstr.1 bei Architekt Maier verzeichnet. Von Böblingen aus besuchte Spengler immer wieder Torfhaus im Harz, wo er u.a. im Sommer 1928 mit einer Klemm-Maschine auf einer Wiese landete, damals ein fliegerisches Kunststück.

Walter Spengler Klemm

Die Maschine wurde abgebaut und nach Wernigerode gebracht, von wo Spengler nach Böblingen zurückflog. Im Winter 1928/1929 landete er mehrmals im tief verschneiten Torfhausmoor und unternimmt von dort Passagierflüge über den Oberharz.

Zudem gelingt ihm in diesem Winter eine Landung auf dem zugefrorenen Oderteich.

Während seiner Zeit in Böblingen nahm er auch an zahlreichen Veranstaltungen im süddeutschen Raum teil.

Schließlich und lernte er den Böblinger Flugakrobaten Fritz Schindler kennen. Bilder aus der „Böblinger Zeit“ :

Walter Spengler (HdG) (2)
Walter Spengler (HdG)

Walter Spengler (HDG)

Walter Spengler, Ehepaar Fusbahn, Hanns Klemm (HdG)
Walter Spengler (Mitte) mit Ehepaar Fusbahn (links) und Hanns Klemm (vorn rechts)
Walter Spengler,Gustav Engwer, Hermann Weller vor Spenglers Schwalbe – 1925
ULMER TAGBLATT_1930_09_22_S03_Artikel3_bild

Da Spengler und sein Freund Engwer Privatflugzeuge besaßen, überredete Schindler beide zu einem Versuch, in der Luft von einem Flugzeug ins andere umzusteigen. Eine Stahlleiter sollte die Verbindung herstellen. Von der Luftfahrt waren diese Vorführungen verboten, da bei einer Vorführung „Hundertmark“ vom Auto ins Flugzeug überzusteigen zu Tode geschleift wurde. (Schindler unternahm einen gleichen Versuch 1930 auf dem Flugplatz Berlin-Tempelhof) Die Ehefrauen von Spengler und Engwer Frauen wussten nichts von der Verabredung. Und so stiegen am 18. September 1930 die Flugzeuge auf, im Flamingo-Doppeldecker Spengler mit Schindler, im Eindecker mit der Leiter Engwer und im 3. Flugzeug (Klemm 26) Weller, der alles filmen sollte. Anscheinend haben die beiden Flieger längere Zeit gebraucht, um in die Lage zu kommen, dass Schindler abspringen konnte, um die Leiter zu fassen. Der Absprung klappte, Schindler hing an der Leiter, das untere Flugzeug wurde leichter, das obere schwerer, ein luftleerer Raum brachte beide Flugzeuge in Berührung und stürzten ab. Spengler wurde durch einen Propellerschlag noch in der Luft getötet, fiel aus dem Flugzeug, er hatte sich nicht angeschnallt (in einer anderen Schilderung heißt es: Walter Spengler war beim Absturz der Flugzeuge mit dem Fallschirm aus seiner Maschine abgesprungen. Der Fallschirm öffnete sich auch ,die Abwärtsbewegung verlangsamte sich dadurch, aber die beiden Maschinen stürzten auf den offenen Fallschirm, ihn und Spengler mit sich zu Boden reißend), die anderen 3 stürzten tot auf die Wiese.

Major a.D. Palmer, Leiter des Böblinger Flughafens, sprach im Auftrag des „Württ. Luftfahrtverband“, des „Fliegervereins“ und aller auf dem Flugplatz ansässigen Gesellschaften über Walter Spengler:

„Walter Spengler, Kamerad meiner ruhmreichen Feldfliegerabteilung 3. Im Krieg und im Frieden bewunderten wir deine Zähigkeit, deine Ausdauer, deine Begeisterung für den Fliegerberuf, dein Draufgängertum, deine Rücksichtslosigkeit gegen dich selbst, deine Lehrfähigkeit und deinen Orientierungssinn. Du warst uns der Typus des gottbegnadeten Piloten.

Flügel und Schwingen eines Adlers,

Augen und Instinkt eines Habichts!

Die Ruhe und Erhabenheit des Albatros!

Lieber Walter, blonder, deutscher Junge, nun hängen deine Schwingen leblos vom Leibe. Dein Auge ist gebrochen Nun ruht der nimmermüde Adler für immer! „Lass Sonne herein!“ So war es uns, wenn du früher im Kameradenkreise, am Starte, in unserer Gesellschaft auftauchtest. Der Böblinger Flugplatz ohne dich ist nun für uns eine entsetzliche Vorstellung. Die Feldflieger-Abteilung 3 sendet durch mich dem vor dem Feind hundertfach bewährten Frontflieger-Offizier den letzten 3er Gruß.“

Auf eines der Abbildungen bei der Trauerfeier ist der Vater Walter Spenglers, Hugo Spengler (mit Spitzhut), zu erkennen.

schindler_böblingen_beerdigung_kondulation_1 Mitte Hugo Spengler

Traueranz. Spengler 01

Weitere Einzelheiten über Walter Spengler auf der Hauptseite Fritz Schindler.

Nach einem Jahr war die Einweihung eines Gedenksteins auf dem Friedhof in Böblingen, (jetzt Alter Friedhof) die Taufrede hielt Exzellenz von Eberhardt, der Spengler nach dem ersten Weltkrieg dazu inspirierte, sich voll und ganz der Fliegerei zu widmen. Später saß man noch im Kasino zusammen.

Ihm zu Ehren setzte die Torfhaus-Gemeinde 1932 einen Gedenkstein unweit der Siedlung.

Walter Spengler Torfhaus Einweihung Spenglerstein 1932

                                                          Einweihung Torfhaus Spenglerstein 1932 (Weddemar)

Torfhaus Spenglerstein 3

So geht Walter Spengler als sogenannter Harzflieger in die regionalen Chroniken ein.

Die Goslarische Zeitung vom 19.Oktober 2013 würdigte Walter Spengler mit einem Artikel

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