DMG-Motorschule

…. in (Stuttgart)-Wangen

Während des Ersten Weltkriegs wächst der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften so stark, dass sowohl die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) in Stuttgart als auch Benz & Cie. in Mannheim 1916 eigene Ausbildungsabteilungen einrichten. In einigen Fällen spartenspezifisch: So eröffnet etwa die DMG 1915 in Stuttgart-Wangen eine „Motorschule“, um technisches Fachpersonal für die Wartung von Flugmotoren auszubilden. Ca. 20.000 Motoren, das waren etwa fünfzig Prozent der deutschen Gesamtproduktion, lieferte die DMG an die deutsche Fliegertruppe, die größtenteils an der Motorschule ausgebildet wurden.

DMG-Motorenschule Stg-Wangen Gruppenbild
„Flieger-Hochschule“ ist spaßeshalber gemeint
Gruppenbild 1816

Die Tätigkeit der Motorschule wird in einer Broschüre „Zum 50. Kurses 27. Juli 1918“ beschrieben. (Daimler Konzernarchiv): Entwicklung der Motorschule (aus Broschüre „Zum 50. Kurses 27. Juli 1918 Daimler-Konzernarchiv)“

Hervorgegangen aus dem Bedürfnis, die technische Ausbildung der Fliegertruppe entsprechend den gewaltigen Anforderungen des Krieges zu vervollkommnen, sind die Motorschulen von der Inspektion der Fliegertruppen in Verbindung mit den bekanntesten Flugmotorenfabriken zur Heranbildung gründlich erfahrener Bedienungsmannschaften errichtet worden.

In den Werken der Daimler-Motoren-Gesellschaft zu Stuttgart-Untertürkheim wurden erstmalig vom 10. Juni 1915 ab Gruppen von je zehn Soldaten der Abteilung für Zusammenbau zugeteilt behufs Ausbildung in Behandlung und Wartung der Mercedes-Flugzeugmotoren. In Anbetracht der überragenden Bedeutung, die dieser Motor für die deutsche Fliegerwaffe erlangt hat, wurden alsbald die Grenzen der Ausbildung weiter gezogen und vom 15. Juli 1915 ab unter militärischer Leitung regelmäßige monatliche Kurse von sechzig bis achtzig Mann Stärke abgehalten; von Kurs drei an wurde theoretischer Unterricht in besonderem Vortragsraum nach bestimmtem Lehrplan erteilt und am Kursende eine Prüfung der Schüler veranstaltet.

Die ungeahnte Steigerung der an die Fliegerwaffe gestellten Aufgaben bedingte ein rastloses Weiterschreiten in der Entwicklung des Motors und erforderte demgemäß eine immer weitergehende Vervollkommnung der Ausbildung der Mannschaften. Infolgedessen wurde vom 1. Oktober 1916 ab die Kursdauer auf zwei Monate bemessen und die durchschnittliche Teilnehmerzahl auf etwa Hundert erhöht; der Lehrplan wurde bedeutend erweitert und neben der Ausbildung am Motor selbst auch der Behandlung der Zündung die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet. Ende 1916 fanden mehrere Sonderkurse zur Ausbildung türkischer, bulgarischer und österreichischer Mannschaften statt; ebenso Sonderkurse einzelner Ersatz- und Feldabteilungen.

Die jeweiligen Prüfungsergebnisse sind aus der nachfolgenden Zusammenstellung ersichtlich, die Schwankungen in dem Anteil der einzelnen Kurse an ersten bzw. zweiten und Hilfsmotorenschlossern werden in erster Linie durch die unterschiedliche Vorbildung der Schüler bedingt.

Nichtfachleute ohne praktische Befähigung entsprechen nur selten den zu stellenden Anforderungen und auch junge Facharbeiter mit kurzer Werftschulausbildung benötigen die zweimonatige vollauf, um die Mercedes-Motoren verschiedener Bauarten sachgemäß in allen Teilen zu lernen; eine nur auf die Behandlung bestimmter Einzelteile gerichtete Ausbildung würde den von der Truppe gestellten Anforderungen nicht entsprechen.

Von Kurs 27 ab wurden die Prüfungen in Gegenwart des Leutnants d.L. Zahn, Werftoffizier der in Böblingen stationierten Fliegersatzabteilung 10 (Fea 10), abgehalten.

Seit Anfang dieses Jahres (1918!) hat die Schule neue, hervorragend geeignete Unterkunftsräume auf dem Gelände der D.M.G. erhalten. Durch Vervollständigung der Lehrmittel, Ergänzung der Modelle und Einführung besonderer Arbeitsstunden mit Nachunterricht für weniger begabte Schüler ist eine wesentliche Verbesserung der erzielten Ergebnisse auch bei Nichtfachleuten erreicht.

Die Erfolge sind zum großen Teil dem weitgehenden Entgegenkommen zu verdanken, das vonseiten der Betriebsleitung, vor allem den Herren Obering, Vischer und Betriebsing. Schröder, der Schule bei allen Anlässen bewiesen wurde. Ebenso hat die kaufmännische Leitung der D.M.G. der Motorschule jede Förderung angedeihen lassen; insbesondere haben sich die Herren Kemmler und Barz Verdienste erworben. Ebenso Herr Werkmeister Kumpf, der in der Lehrwerkstätte vom ersten Tage ihres Bestehens an tätig ist und an ihrer gedeihlichen Entwicklung hervorragenden Anteil hat.

Gang der Ausbildung

Die Ausbildung gliedert sich in theoretischen Unterricht durch Vorträge und Übungen und in praktischer Arbeit in der Lehrwerkstatt. Bei zweimonatiger Ausbildung gehören die Schüler im ersten Monat zu Kursus A und erhalten in zwei Abteilungen täglich Unterricht durch Vorträge in Motorkunde bzw. Zündungslehre. Im zweien Monat bilden sie Kursus B und erhalten in diesen Fächern Wiederholungsunterricht unter besonderer Berücksichtigung der im Betrieb auftretenden Störungen. Hierbei haben die Schüler Gelegenheit, die inzwischen in der Werkstatt und am Bremsstand gesammelten Erfahrungen zu verwerten und lernen, die Anforderungen von Theorie und Praxis in Einklang zu bringen.

Eine wertvolle Ergänzung der Vorträge bilden die für Kursus B abgehaltenen praktischen Übungen am Magnet und am Flugzeug. Hieran nehmen die Schüler gruppenweise teil und sind so in der Lage, sich auch den dem Verständnis allgemein etwas ferner liegenden Dingen vertraut zu machen. Den Wiederholungsunterricht und praktischen Übungen ermöglichen eine zuverlässige Beurteilung der Schüler hinsichtlich der erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten.

Die praktische Ausbildung in der Motorenlehrwerkstatt erstreckt sich auf die ganze Kursdauer. Die Einteilung der Schüler in Gruppen zu Beginn des Kursus erfolgt unter dem Gesichtspunkt einer gleichmäßigen Verteilung der Arbeitskräfte. Unter Anleitung des Gruppenführers lernen die Schüler die Behandlung aller Einzelteile des Motors kennen; soweit das für die Verwendung in der Truppe erforderlich ist. Sie erlangen so die notwendige Gewandtheit in der Ausführung aller zur Bedienung und zum Überholen der nötigen Arbeiten, einschließlich kleiner Ausbesserungen und dem Abbremsen auf dem Prüfstand. Die Ausbildung zielt darauf hin, die Schüler in erster Linie an sicheres und unbedingt gewissenhaftes Arbeiten zu gewöhnen.

In der bei Kursende stattfindenden Prüfung haben die Schüler Fragen aus allen den Motor bzw. die Zündung betreffenden Gebieten zu beantworten, wobei das Hauptgewicht auf die praktischen Anforderungen bei der Wartung des Motors gelegt wird. Nach dem Prüfungsergebnis, der Beurteilung im Unterricht und der erteilten Note für praktische Arbeit wird das Gesamturteil gebildet und die Einteilung zum ersten oder zweiten oder Hilfs-Motorenschlosser vorgenommen.


DMG-Motorschule Klassenzimmer (5)
Klassenzimmer (Daimler Konzernarchiv)
Klassenzimmer (Daimler Konzernarchiv)
Klassenzimmer (Daimler Konzernarchiv)
Werkstatt (Daimler Konzernarchiv)
Werkstatt (Daimler Konzernarchiv)
Motorschule (Flugmotoren) der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Stuttgart-Wangen, ca. 1916-1918, mit Daimler Flugmotor F 1246 (links) und F 1686 (rechts) (Daimler Konzernarchiv)
Daimler Flugmotor in der Motorschule Stuttgart-Wangen der Daimler-Motoren-Gesellschaft, ca. 1916-1918 (Daimler Konzernarchiv)
Einbau im Flugzeug (Daimler Konzernarchiv)
Einbau im Flugzeug (Daimler Konzernarchiv)
Prüfstand im Außenbereich (Daimler Konzernarchiv)
Prüfstand im Außenbereich (Daimler Konzernarchiv)
Prüfstand im Außenbereich (Daimler Konzernarchiv)
Prüfstand im Außenbereich (Daimler Konzernarchiv)
Kurs bei Dornier in Friedrichshafen
Bestätigung Kursteilnahme
Zeugnis

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