Else Kopp

…. war von Anfang an dabei

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Else Kopp wurde 1910 in Herrenberg geboren. Sie war das erste Kind ihrer Eltern, die in der Herrenberger Altstadt eine Gaststätte betrieben. Als Else zwei Jahre alt war, nahm ihr Vater eine Stelle bei der Brauerei Zahn in Böblingen an. Die Familie zog in die Wirtschaft „Krone“ auf dem „Zahn-Areal“ an der Sindelfinger Straße, wo die Mutter die Leitung übernahm. Else in ging in Böblingen zur Volksschule. Mit 16 Jahren hätte sie nach dem Willen ihrer Eltern eigentlich bei der Firma Contessa anfangen sollen zu arbeiten, doch sie wollte nicht. Bei der Handelsschule Zeile in Sindelfingen belegte sie nun Fortbildungskurse in Buchhaltung und Stenografie. Ihre Prüfungen bestand sie mit Auszeichnung. Als sie bei einem Wettschreiben den ersten Preis gewann, berichtete der Böblinger Bote darüber.

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links Else Wagner

So wurde die Deutsche Luft Hansa, die sich 1926 auf dem Böblinger Flugplatz ansiedelte und Büros und Werkstätten eröffnete, auf Else Kopp aufmerksam. Sie bekam eine Stelle als Sekretärin und war damit die erste weibliche technische Angestellte bei der Luft Hansa.

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Else Wagner (Mitte) mit dem Luft Hansa Emblem

Anfangs war sie sowohl für den kaufmännischen als auch für den technischen Bereich zuständig – eine große Verantwortung für die junge Frau. Die tägliche Arbeitszeit lag zwischen 8 Uhr morgens und 18 oder 19 Uhr abends, darüber hinaus waren Überstunden nicht selten. Verschiedenste Aufgaben waren zu bewältigen: das Schreiben der Berichte über die Flugzeugwartungen in der Werft, Buchungen für Flüge, Abstimmung mit dem Stuttgarter Reisebüro, Personalangelegenheiten und Buchhaltung. Als sie später durch eine weitere Sekretärin Entlastung bekam, hatte sie ihren Spitznamen bei ihren Kollegen schon weg: „schnelles Köppchen“ wurde sie überall gerufen, wenn sie tägliche etliche Male vom Büro nach unten die Werfthalle lief. Dass sie von Anfang an dabei war, sich rasch in alle Bereiche eingearbeitet hatte und sich überall auskannte, kam ihr zugute. Nicht nur ihre Chefs holten sich Rat ein. Ihr technisches Wissen, das sie sich angeeignet hatte, verschaffte ihr auch bei den überwiegend männlichen Beschäftigten der Luft Hansa-Werft Respekt.

Else Kopp-Wagner Tanz

Am gesellschaftlichen Leben des Flughafens nahm Else Kopp teil. Da sie Turniertänzerin war, ging sie am Wochenende zu den Tanzveranstaltungen, die regelmäßig im Flughafenhotel stattfanden. Großen Spaß hatte sie außerdem am Fliegen selbst. Den Angestellten der Lufthansa stand einmal im Jahr ein Freiflug zu. Man musste allerdings abwarten, ob in einer Maschine, mit der man fliegen wollte, gerade ein Platz frei war. Else nutzte diese Freiflüge meistens aus: Sie flog nach Düsseldorf, Köln, Berlin und Frankfurt. Auch bei Testflügen mit den gerade in der Werft gewarteten Maschinen war sie oft dabei. Ob sie das nie Angst hatte? „Die Flugzeuge wurden damals mehr als kontrolliert“, sagt sie und erzählt, dass sie vor dem Flug ein Formular unterschreiben musste, mit dem sie auf Ansprüche bei einem eventuellen Unfall verzichtete. „Ich habe immer unterschrieben. Zudem habe ich ja nach Jahren selbst gehört, wenn bei einem Flugzeug etwas nicht stimmte. Ich habe zu den Piloten immer Vertrauen gehabt.“ Im offenen Flugzeug ist sie nie geflogen, dafür umso öfter „in der alten Fokker F2 oder F3, und später dann natürlich in der Junkers F13.“

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1937, ein Jahr bevor der Landesflughafen von Böblingen nach Echterdingen verlegt wurde, heiratete Else Kopp. Ihr Mann Hermann Wagner stammte aus Stuttgart, war aber beruflich in Berlin tätig. Er war in Böblingen beim Bau der Lufthansasiedlung beteiligt. Sie gab ihre Arbeit auf und zog mit ihm nach Berlin. 1944 ging dort bei einem Bombenangriff ihr Haus in Flammen auf. Sie kehrte zu ihren Eltern nach Böblingen zurück. 1947 kam ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft frei. Er war bei der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Gesellschaft Böblingen tätig, wo er Projekte in Baden-Württemberg und darüber hinaus verwirklichte. Mit 49 Jahren erfüllte sich Else Wagner einen ihrer größten Wünsche: Sie wollte den Autoführerschein machen und bestand die Prüfung auf Anhieb. Auf diese gewonnene Mobilität war sie angewiesen, als fünf Jahre später ihr Mann starb. Sie übernahm die Verwaltung der Häuser am Silberweg, die ihr Mann noch gebaut hatte.

Heute wohnt sie mit ihrer Familie in Böblingen und hat erst vor kurzem ihren 90 Geburtstag gefeiert. (aus „Böblingen und der Traum vom Fliegen“, Stadt Böblingen 2000)