Erste Flugversuche

Für die meisten ist der Cannstatter Wasen in Stuttgart vor allem für sein Volksfest bekannt, das 1818 erstmals gefeiert wurde, gedacht als „jährlich am 28. September zu Kannstadt abzuhaltendes landwirtschaftliches Fest“.

um 1900

Zwischen 1819 und 1821 kaufte der Staat von der Stadtgemeinde Cannstatt ca 13 Hektar des Wasens, um einen Exerzierplatz anzulegen.

um 1890 (HA_STG)

Bis zum Ersten Weltkrieg war der Wasen Übungsplatz dann für das Militär und Schauplatz großer Paraden. Anlässlich des Besuchs des deutschen Kaisers Wilhelm II. im Jahr 1909 bestaunten an die 100.000 Besucher die Übungen der württembergischen, preußischen und bayerischen Truppen.

In einem Video Landesfilmsammlung BW üben Dragoner des Dragonerregiments König (2. Königlich Württembergisches) Nr. 26 den Angriff mit Lanzen im Galopp auf dem Cannstatter Wasen (Exerzierplatz) ca. 1910


Der Wasen wurde zu dieser Zeit nicht nur als Exerzierplatz und für das Cannstatter Volksfest genutzt, sondern auch als erster Flugplatz Stuttgarts: „Luftfahrtpioniere wie Ernst Heinkel oder Helmuth Hirth machten dort ihre ersten Flugversuche“. Auch als Landeplatz für den Zeppelin sowie als Startplatz für Ballonfahrten war der Wasen bekannt.

VOLLMOELLER

Hans Vollmoeller bei einem seiner Flugversuche, um 1910

HIRTH

1911-05-06 Canstatter Wasen Schauflug HIRTH Wolf (Matrosenanzug) Hellmuth (Lederjacke) daneben Vater Albert
1911-05-06-08 Schauflüge Cannstatter Wasen Hellmuth Hirth mit Bruder Albert Rumpler-Taube, H. Hirth Höhen-Weltrekord 800 m mit Passagier

Heinkel

Am 12. Mai 1911 unternahm Heinkel mit der Etrich Taube von Helmuth Hirth den ersten Flug seines Lebens. Gleichzeitig wurde im Mai 2011 sein von ihm selbst konstruierter Doppeldecker fertig. Mit dem eingebauten schwachen Motor bekam er sein Flugzeug aber kaum zum Rollen bzw. zum Fliegen, deshalb erhielt er von der Firma Daimler einen Flugmotor mit 50 PS leihweise zur Verfügung gestellt. Damit vollführte er am 09. Juli 1911 seine ersten Rollversuche, Sprünge und kurze Gleitflüge auf dem Cannstatter Wasen. Ernst Heinkel berichtet in seiner Biografie „Stürmisches Leben“ über den nun folgenden Flug: „So kam der 19. Juli 1911, ein Mittwoch. Ich hatte meine Maschine halb aus dem Schuppen herausgeschoben, als mich ohne sichtbaren Grund eine dunkle Ahnung befiel. Niemals zuvor hatte ich etwas Ähnliches empfunden. Es war wie eine dunkle Wolke, die plötzlich auf mich herabfiel. Die Maschine wurde ganz herausgezogen. Der Propeller, der damals noch hinter dem Führersitz als Druckpropeller zwischen dem Gestänge arbeitete, das die Höhen- und Seitenruder trug, wurde angeworfen. Ich sah mich noch einmal in irgendeiner Abschiedsstimmung um. Dann rollte ich und hob ab. In ein oder zwei Minuten war ich schon vierzig Meter hoch und flog in Richtung Untertürkheim. Da lag die Daimler-Fabrik. Ich ging in eine Rechtskurve. Aber dann begann die Katastrophe. Als ich die Maschine wieder in die horizontale Lage bringen wollte, rutschte sie über den rechten Flügel ab. Ich dachte noch daran, dass die Querruderflächen zu tief sein müssten. Meine Füße ließen das Seitensteuer fahren. Ich stemmte mich mit aller Gewalt gegen den rechten Motorträger, der nach vorn verlängert war. Im schon schwindenden Bewusstsein fühlte ich noch, wie die Maschine sich immer weiter drehte und der Erde zuschoss. Dann verlor ich das Bewusstsein und merkte den Aufschlag nicht mehr, der mein Flugzeug zerstörte.“

Ein Monteur der Daimler-Werke hatte den Absturz beobachtet und zog den schwer verletzten Ernst Heinkel zusammen mit einem Schutzmann aus dem brennenden Flugzeugwrack, kurz bevor der Benzintank explodierte und das Flugzeug völlig auseinanderriss. Der Absturz hatte in Stuttgart so viel Aufsehen erregt, dass sich Freunde ohne sein Wissen gleich in den ersten Tagen an die Öffentlichkeit wandten. Es erschienen Zeitungsartikel im Stuttgarter Tageblatt und um Heinkel zum weiteren Flugzeugbau zu ermutigen, wurde am 19.07.1911 eine Ansichtskarte vom Flug über dem Cannstatter Wasen hergestellt und verkauft. Mit dem Erlös sollte ein Neubau ermöglicht werden.

Fiedler-Eindecker

um 1911

Grade-Eindecker

1911? mit Robert Bosch im Gespräch

Bau einer Flugzeughalle

1911 Gründung des Württembergischer Flugsportklubs und Bau einer Flugzeughalle. Zitat über Flugschulen „Stuttgart, Cannstatter Exerziersplatz, Größe 1,3 qkm, 5 im Privatbesitz befindliche Schuppen, davon 1 dem Württembergischen Flugsport-Club gehörig, mit 20,34 X 15,34 m Bodenfläche. An diesem befindet sich eine Werkstätte und eine Schmiede.

1914-05-21 Poulet


Zwanzig Jahre nach den Flugversuchen auf dem Cannstatter Wasen trafen sich die damaligen Flugpioniere Heinkel, Hirth und Vollmöller anlässlich eines Großflugtages.

1936 Sternflug