Flugsicherung

… für den Flughafen Stuttgart-Böblingen

In ca. 3 km Entfernung vom Flughafen befand sich auf dem Böblinger Tannenberg seit 1927 für den Flugsicherungsdienst eine Funksendestation für Telefon- und Telegrafenverkehr, welche durch Kabelleitungen mit den auf dem Flughafen erstellten Peilstationen und der Flughafenfunkzentrale verbunden waren. Dank Helmut Reichert, damals bei der Flugsicherung beschäftigt und später Hotelier in Böblingen, wissen wir Einzelheiten darüber.

„Sie dienten zwischen 1927 und 1945 zur Sicherung des Luftverkehrsraumes in Württemberg. (Rufzeichen: DDT) im Telegrafenverkehr mit allen Flugzeugen, ob Verkehrs- oder Militärflugzeuge, sowie Kontaktnehmer mit allen Flughäfen Europas. Die Sendeanlage auf  333 KHZ wurde vom Flughafen aus getastet. Beim Blindflug zur Landung der Flugzeuge diente die  Funkwelle  220 KHZ. Als ich 1934 meine Arbeit am Sender selbst begann, befanden sich nur wenige Häuser in seiner Umgebung, der Weg zur Innenstadt ging über Wiesen und Felder. Späterhin, als Peilleiter bis 1939 auf dem Böblinger Fliegerhorst, konnte ich erst richtig ermessen, wie weit dieser Sender des damaligen Reichsluftfahrt-Ministeriums (RLM), reichte. Als Bordfunker im 2. WK erfuhr ich oftmals schon in Nordafrika die meteorologischen Bedingungen in Böblingen oder nahm Navigationshilfe über diese Station.“

Das Wohn und Funkstationsgebäude gehörte der Betreibergesellschaft des Flughafens Stuttgart- Böblingen, der „Luftverkehr Württemberg A.G“.



Böblingen Tannenberg – Funktürme Mitte oben
Blick von den Funktürmen auf Böblingen

Der Maler Fritz  Steisslinger wohnte auf dem Tannenberg: Fotos u. Gemälde (Quelle Steisslinger)

Die Funktürme, auf dem ehemaligen Gelände von Fritz Steisslinger, das er 1926 an die Stadt Böblingen verkaufen musste.
Die Funktürme, auf dem ehemaligen Gelände von Fritz Steisslinger, das er 1926 an die Stadt Böblingen verkaufen musste
um 1928
1934-1936
1933

AbbruchStuttgarter Zeitung 12. August 1957: Zwischen der Stadt Böblingen und der Bundeswehr sei ein Tauziehen um die Funktürme auf dem Tannenberg in der Nähe der Panzerkaserne entstanden. Die Türme seien baufällig, weshalb die Stadt für deren Abbruch plädiere. Die Bundeswehr sei hingegen an einem Erhalt interessiert. Sie glaube, die Anlage mit verhältnismäßig bescheidenen Mitteln ausbessern zu können. Einen von der Oberfinanzdirektion vorgeschlagenen Geländetausch lehne die Stadt ab.

Böblinger Kreiszeitung vom 28.11.1964
Auf einem Luftbild von 1968 ist dieses Gebiet aus geheimdienstlichen Gründen geschwärzt

Böblinger Kreiszeitung 29. Juli 1983: Ohne Wahrzeichen ist seit Dienstag das Wohngebiet  „Tannenberg“ in Böblingen. Die beiden Sendetürme der Funkleitstelle der Bundeswehr wurde mit einem Spezialkran bauteilweise eingelegt. Die Sendetürme waren schon seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb, sondern durch kleinere Türme ersetzt worden. Da die Unterhaltung des Wahrzeichens jedoch kräftig ins Geld gingen, entschloss man sich zum Abbau, der weit kostengünstiger war, zumal das wuchtige Gestänge auch noch als Altmaterial Geld brachte.