… ohne Wettervorhersage kein Flug
Die Flugwetterwarte leiteten anfänglich Dr. Klocker und Dr. Dinkelacker, sodann Dr. Thielebeln und von 1938 bis 1941 Dr. Nestle, später Leiter des Wetteramtes Stuttgart. Sie wurde mit der Verlegung des Wirtschaftswetterdienstes auf den 1. April 1935 von Stuttgart auf den Flughafen Böblingen in eine Wetterbezirkszentrale umgewandelt, die sich im 1. Stock des Flughafengebäudes befand. Ihr war von 1938 bis Kriegsbeginn eine Radiosendestation angeschlossen (Leiter Dr. Nakonz). Die Wetterwarte gab die für die Flugleitung und Flugzeugführer unentbehrlichen Wetterlagen durch, auch oblag ihr die Flugberatung des zivilen und sonstigen Flugverkehrs und bis zum Kriegsbeginn auch die Durchführung des Wirtschaftswetterdienstes und die Ausgabe der Wetterkarte. (Quelle Garnison und Fliegerstadt Funk)





Dr. Otto Dinkelacker


Regierungsdirektor Dr. Otto Dinkelacker Nachruf am 15. Mai 1961 Völlig unerwartet verstarb am Samstag in einem Stuttgarter Krankenhaus nach kurzer, schwerer Krankheit der Leiter des Wetteramts Stuttgart, Regierungsdirektor Dr. Otto Dinkelacker, im Alter von 61 Jahren.
Sein Leben und Wirken stand ganz besonders im Dienst der Meteorologie, zu deren bahnbrechenden Pionieren er gehörte, und seiner Heimatstadt Sindelfingen, deren ältesten Geschlechtern der Verstorbene entstammt. Zunächst für den Lehrberuf bestimmt, trat Dr. Dinkelacker nach dem Studium der Mathematik und der Physik bald nach dem in Tübingen abgelegten Staatsexamen in den Wetterdienst ein. Mit Energie und Tatkraft baute er den Flugwetterdienst Böblingen auf und leistete damit Pionierdienste in einem Zweig der Meteorologie, der damals noch völlig Neuland war. Immer darauf bedacht, zum Kern der Dinge vorzustoßen und Theorie und Praxis zu vereinen, erwarb er selbst den Flugzeugführerschein, um seine wissenschaftliche Tätigkeit mit den Erfahrungen aus dem eigenen Erleben zu bereichern und in Übereinstimmung zu bringen. Zusammen mit Dr. med. Bissinger, dem verstorbenen Direktor Otto Seizer und dem Sindelfinger Flugpionier Karl Schumacher, gründete er in den zwanziger Jahren die Fluggruppe Sindelfingen, die über eine eigene Motormaschine vom Typ Klemm L20 D-608 verfügte. Damit beteiligte sich Dr. Dinkelacker mit seinen Fliegerkameraden auch mit hervorragendem Erfolg am Deutschen Zuverlässigkeitsflug 1929. Auch in den späteren Jahren hat Dr. Dinkelacker es nie unterlassen, in Wetterflügen wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse zu sammeln. Bei dem weiteren Aufbau des Wetterdienstes wurde er in das Luftamt Stuttgart berufen, um die Leitung der Abteilung Wetterdienst zu übernehmen. Später war er als Luftgaumeteorologe in Nürnberg und während des Zweiten Weltkrieges auf den Kriegsschauplätzen im Westen und Osten bei verschiedenen Wetterdienststellen in führender Position tätig.
Nach dem völligen Zusammenbruch 1945 setzte er seine ganze Kraft für den Wiederaufbau des Wetterdienstes in Deutschland ein, zunächst in Seelbach für die französisch besetzte Zone, dann für den Landeswetterdienst für Südwürttemberg-Hohenzollern, dessen Leitung er 1949 in Tübingen übernahm. Mit der Zusammenfassung zum Bundeswetterdienst in den Jahren 1952/1953 wurde Dr. Dinkelacker mit der Leitung des Wetteramtes Stuttgart betraut. Diese Stellung hatte er bis zu seinem Tode inne. Daneben widmete er sich weitgehend der Forschung und hielt Vorlesungen über Meteorologie an der Universität Tübingen. Weltaufgeschlossenheit und umfassende Bildung paarten sich bei Dr. Dinkelacker mit tiefer und fest im Glauben gegründeter Religiosität. Schon in jungen Jahren schloss er sich in Sindelfingen dem Christlichen Verein Junger Männer an, dessen Vorsitz er in seiner Heimatstadt eine Reihe von Jahren innehatte und dem er immer eng verbunden blieb. So war auch die treibende Kraft für den Bau des Lehrlingsheims des CVJM in Sindelfingen, dem er nach der Fertigstellung auch als Vorstandsvorsitzender des Arbeitsausschusses Lehrlingsheim und als Vorsitzender des Kuratoriums Lehrlingsheim seine ganze Kraft widmete.
Nach dem letzten Weltkrieg schloss er sich politisch der CDU an, deren stellvertretenden Vorsitz er im Ortsverein Sindelfingen übernahm. Darüber hinaus war er auch lange Zeit als Beisitzer im Kreisverein der CDU tätig. Seiner vornehmen und bescheidenen Art lag es nicht, sich in irgendeiner Form in den Vordergrund zu stellen. Als er jedoch gerufen wurde, aktiv als Stadtrat für seine Heimatstadt Sindelfingen zu wirken, war es für ihn selbstverständliche Pflicht, diesem Ruf zu folgen. 1956 hielt er den Einzug in den Sindelfinger Gemeinderat. Sein vornehmer, lautere Charakter, sein konziliantes und immer um Ausgleich bemühtes Wesen, sein frohsinniges und geselliges Naturell, vor allem aber sein kommunalpolitischer, in die Zukunft gerichteter Weitblick, der dennoch nie am Detail vorüberging, sicherte ihm sehr rasch größte Achtung im Gemeinderat seiner Heimatstadt und in dessen verschiedenen Ausschüssen sowie auch in den Gremien der Zweckverbände, in denen er tätig war. Das Vertrauen und die Achtung, die ihm von allen Parteien im Gemeinderat entgegengebracht wurden, fanden ihren Ausdruck in der einstimmigen Wahl zum stellvertretenden Bürgermeister: Bei mancherlei Anlässen, bei denen er als Vertreter von Bürgermeister Gruber in feiner und vornehmer Art die Stadt Sindelfingen repräsentierte, hat er das Vertrauen, voll und ganz gerechtfertigt. Sein rascher und unerwarteter Tod hinterlässt überall da, wo er, immer unter vollem Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit, wirkte, schmerzliche, kaum zu ersetzende Lücken. (Quelle Sindelfinger Zeitung)




Kurt Heilig












Bundesarchiv RL_6_83
Unterlagen des Luftamtes Stuttgart und der Wetterdienststelle Böblingen aus dem Jahre 1936


















