Deutsche Luftfahrtmuseum

…. war von 1931 bis 1934 in Böblingen

  1. Vorgeschichte
  2. Deutsches  Luftfahrt-Museum in Stuttgart
  3. das Museum in Böblingen
  4. das Museum in Berlin

1. Vorgeschichte

Im Laufe der Zeit gab es immer wieder kleine Ausstellungen und Museen über die Geschichte der Luftfahrt. Bereits vor dem ersten Weltkrieg begann man ausrangierte Flugzeuge in Schuppen auf dem Flugplatz Johannisthal zu lagern.

Das erste Museum in Berlin, das sich ausschließlich der Luftfahrt widmete, war die „Luftfahrtsammlung der Stadt Berlin“ auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof, der 1923 seinen Flugbetrieb aufnahm. Zur Erhöhung der Attraktivität beschloß der Magistrat ein Luftfahrtmuseum einzurichten. Zur Ausstellung kamen einige Stücke von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) auf der Adelshofener Seite des Flugplatzes Johannistal. Diese kleine Sammlung musste eher als Provisorium angesehen werden und so wurde nach Plänen von 1925 die Erichtung eines für die Reichshauptstadt angemessenen Luftfahrtmuseums angestrebt.  Das scheiterte jedoch an den Mitteln und nicht vorhandener Räume. Noch im November 1928 fanden Besprechungen zwischen dem Reichsverkehrsminister und Berlins Oberbürgermeister statt, die den Aufbau eines Museums unterstützen wollten. Das Bekanntwerden eines Planes der württembergischen Regierung veranlaßte jedoch die zuständigen Berliner Stellen zum Umdenken. Die Bestände des DLV kam dann komplett nach Böblingen. Die neue Situation führte dazu, dass man sich entschloß, vorerst auf die Errichtung eines großen Museums in Berlin zu verzichten und nur eine kleine Luftfahrtsammlung einzurichten. Hauptinitator war hier, wie bereits in Tempelhof Hauptmann a.D. Georg Krupp. Ab November 1931 begann der eigentliche Aufbau des Museums in der ehemaligen Fabrikhalle auf dem Flugplatz Johannisthal, das am 15.November 1932 der Öffentlichkeit übergeben wurde. Doch bald wurden Stimmen wegen der Abgelegenheit des Ortes laut und so wurde das Museum schon am 8.November 1934 aufgrund geringer Besucherzahlen nach kaum zweijähriger Öffnungszeit wieder geschlossen.

Berlin-Adlershof

Als neuer Standort des Luftfahrtmuseums wurde der nicht mehr benutzte Ausstellungspalast an der Berliner Strasse bestimmt und am 20 Juni 1936 eingeweiht.

Zu den Beständen zählte die ehemalige Adlershofener Sammlung, Teile der Junkers-Werkschau und die Exponate aus Böblingen. Während des 2.Weltkriegs und der zunehmenden sowjetischen Angriffe auf Berlin, wurde die Sammlung 1943/1944 auf Eisenbahnwaggons verladen und nach Polen in „Sicherheit“ gebracht. Dort wurde sie später aus den verschiedenen Depots/Museen geholt und im Polnischen Luftfahrtmuseum in Krakau zusammengefaßt. Deutschland verlangte nach dem Krieg mehrmals auf die Rückgabe der Exponate. Die polnische Regierung betrachtet die Sammlung aber als Kriegsbeute. Die einzige (?) Ausnahme bildet die später erwähnte Jeannien-Stahltaube.


2. Deutsches  Luftfahrt-Museum in Stuttgart

(Umfangreicher detailierte Schriftverkehr vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart und Prof. Dr.Dr. Holger Steinle vom Berliner Technikmuseum

7. Juli 1929 Zeitung unbekannt – Ein Luftfahrt-Museum in Stuttgart In aller Stille hat sich ein für die gesamte Luftfahrt bedeutungsvolle Werk angebahnt, das am 8.Juli, dem 91.Geburtstag des Grafen Zeppelin an die Öffentlichkeit tritt, es handelt sich um ein deutsches Luftfahrtmuseum, dessen Gründung  heute in Stuttgart unter dem Ehrenprotektorat des Reichspräsidenen  v.Hindenburg erfolgte. Die vorbereitenden arbeiten wurden von einem Organisationsausschuss durchgeführt, an dessen spitze der Stuttgarter Oberbürgermeister Dr.Lautenschlager steht und dem neben Dr.Eckener und Direktor Wilcke vom Luftschiffbau Zeppelin Ministerialdirektor Dr. Brandenburg vom Reichsluftfahrtministerium und einige Stuttgarter Persönlichkeiten angehören. Den Grundstock des Museums, das im Wilhelmspalast, dem Wohnsitz des verstorbenen württembergischen Königs, seine Stätte findet, bildet das vom Luftschiffbau Zeppelin seit mehreren Jahren auf der Werft eingerichtete Zeppelin-Museum, das in Originalskizzen, Modellbildern usw. den Werdegang der Zeppelin-Werke veranschaulicht. Die Eröffnung ist für Mai 1930 in Aussicht genommen.

8. Juli 1929 – Gründung des Deutschen Luftfahrt-Museums in Stuttgart Der heutige Tag (8.Juli), der 91.Geburtstag des Grafen Zeppelin, erhält eine besondere Weihe durch die heute erfolgte Gründung eines Deutschen Luftfahrt-Museums. Die Luftschiffbau Zeppelin G.m.b.H. Friedrichshafen hat seit mehreren Jahren auf Ihrer Werft ein Zeppelinmuseum eingerichtet, das in Originalstücken, Modellen, Bildern, Dokumenten und dergl. den Werdegang des Zeppelin’schen Werkes veranschaulicht. Diese Museum hat sich stets der Begeisterung seiner Besucher erfreut und wesentlich dazu beigetragen, die Bedeutung des Luftverkehrs nicht nur den Sachverständigen auf dem Gebiet des Maschinen- und Ingenieurwesens, sondern den weitesten Kreisen der Bevölkerung klar zu machen. Das vom Grafen Zeppelin mit kühnem Mute und zäher Ausdauer geschaffene Werk eröffnete dem Luftverkehr und wies der Technik neue, große Ziele. Sein Streben hatte zur erfreulichen Folge, daß von allen Seiten Bewegungen einsetzten, diesen Luftverkehr zu heben, ihn über alle Länder zu verbreiten, alle Techniken dafür zu interessieren und so der Welt ein neues Verkehrsmittel, den Verkehr durch die Luft, zu geben. Die Leitung des Luftschiffbau Zeppelin hat sich nun bereit erklärt, den gesamten, überaus wertvollen Bestand ihres Museums als Grundstock für ein großes, die Luftschiffahrt wie das Flugwesen umfassendes deutsches Luftfahrt-Museum der Stadt Stuttgart zu überlassen.

Es wäre naheliegend gewesen, dieses Museum, das  Deutsche Luftfahrt-Museum, nach Friedrichshafen zu legen, wo die ersten Fahrten des Grafen Zeppelin stattgefunden haben, an die Stelle, die immer und für alle Zeiten als der Geburtsort der Luftfahrt und des Luftverkehrs geehrt werden wird, an den Ort endlich, der dem Grafen Zeppelin einst von König Wilhelm II. von Württemberg für seine Besuche zur Verfügung gestellt worden ist. Um jedoch dem Museum einen Platz zu sichern, der leichter als Friedrichshafen für alle zu erreichen ist, die sich über den Luftverkehr unterrichten wollen, wurde im Einvernehmen mit der Stadt Stuttgart dieses Zentrum des südwestdeutschen Verkehrs als geeignetsten Ort für das deutsche Luftfahrt-Museum gewählt. Die Landeshauptstadt von Württemberg ist, abgesehen von den engen persönlichen Beziehungen des Grafen Zeppelin zu der Stadt Stuttgart, der geeignetste Platz für das Deutsche Luftfahrt-Museum, weil Württemberg das Land ist, in dem die Luftfahrt, und zwar Luftschiffbau, Flugzeugbau und Luftverkehr, von Anfang an tatkräftstigste Förderung durch alle Kreise des Volkes, vor allem auch durch die Industrie erfahren hat. Württemberg ist auch Sitz lebenswichtiger Industriebetriebe auf dem Gebiet des Luftschiff- und Flugzeugbaues, insbesonders des Motorenbaues. Die Stadt Stuttgart ist zudem in der glücklichen Lage, dem deutschen Luftfahrt-Museum sofort geeignete Räume zur Unterbringung der bereits  vorhandenen zahlreichen Museumsobjekte zur Verfügung zu stellen, nämlich die Räume des Wilhelmspalastes an der oberen Neckarstraße.

Die vorbereitenden Arbeiten werden von eiem Organisationsausschuß durchgeführt, an dessen Spitze Oberbürgermeister Dr. Lautenschlager steht und dem angehören: Dr. Eckener und Direktor Wilcke vom Luftschiffbau Zeppelin, die sich um die Gründung des Museums hervorragende Verdienste erworben haben, weiter Ministerialdirigent Dr. Brandenburg vom Reichsverkehrsministerium, Mininisterialrat Staiger vom württ. Wirtschaftsministerium und Rechtsrat Dr. Waldmüller-Stuttgart.

Sicherlich wird das große Werk nicht nur von den nächstliegenden Organisation gefördert werden, sondern von allen Kreisen, denen der Aufschwung des Reiches auch durch seine Technik und insbesondere durch seinen Luftverkehr am Herzen liegt. So steht zu erwarten, daß das Deutsche Luftfahrt-Museum von größter Bedeutung für die gesamte Luftfahrt werden und daß es zugleich ein würdiges Denkmal sein wird für all die deutschen Männer, die sich um die Entwicklung der Luftfahrt besonders verdient gemacht haben, Männer, von denen so viele ihr Leben für die Idee eingesetzt und deren Forschungen und Arbeiten wir in erster Linie den hohen Stand der heutigen Luftfahrt verdanken. Nicht zuletzt aber soll das Museum auch ein lebendiger Ansporn für unsere Jugend sein, es jenen Männern gleichzutun.

Das Ehrenprotektorat über das Deutsche Luftfahrt-Museum hat Reichspräsident von Hindenburg übernommen. Ein Ehrenausschuß ist in der Gründung begriffen. Im gehören aus den unmittelbar beteiligten Kreisen bereits an:

  • Dr.Bolz, württ.Staatspräsident
  • Dr.Stegerwald, Reichsverkehrsminister
  • Dr.Beyerle, württ Justizminister
  • Graf von Brandenstein-zeppelin
  • Dr.Colsman, Kommerzienrat
  • Dr.Cuno, geheimrat, Reichskanzler a.D.,Hamburg-Amerika-Linie
  • Dr.Dehlinger , württ Finanzminister
  • Domenicus, Staatsminister a.D. Vorsitzender des Deutschen Luftfahrtverbandes
  • Dr.Dornier, Friedrichshafen
  • Dr.Dürr, Friedrichshafen
  • Professor Dr.Grammel, rektor der Technischen Hochsschule Stuttgart
  • Geh.Rat Dr.Hergesell, Berlin
  • Major a.D. Dr.Hildebrandt, Goslar
  • Hauptmann a.d. v.Höppner, Vorstand des Tschudi-Archivs
  • Professor Dr.Hoff, deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt
  • Direktor Huth, Berlin
  • Professor Dr.Junkers, Dessau
  • Professor Kälin, Vorsitzender des Württ.Luftfahrtverbandes
  • Major v.Kehler, präsident des Aero-Klubs von deutschland
  • Dr.Köhl, Hauptmann a.D.
  • Dr.Kotzenberg, Konsul, Vorsitzender des Deutschen Luftrats
  • Lahs, Konteradmiral a.D.,Präsident des Reichverbandes der Duetschen Luftfahrt-Industrie
  • Lörzer, Hauptmann a.D., Vorsitzender des Ringes deutscher Flieger
  • Dr.Luther, Reichskanzler a.D., Ehrenvorsitzender des deutschen Luftverkehrverbandes
  • Professor Dr.Matschloß, Direktor des Vereins deutschen Ingenieure
  • Dr.Maybach, Friedrichshafen
  • Milch, Direktor Deutsche Lufthansa AG
  • Professor Dr.v.Parseval
  • Professor Dr.Pirath, Verkehrswissentschafliches Institut für Luftfahrt an der Technischen Hochschule Stuttgart
  • Professor Dr.Prandtl, Göttingen
  • Staatsrat Rau, württ.Wirtschaftsministerium
  • Professor Schütte, Geh.Regierunsgrat, Präsident der wissentschaflichen Gesellschaft für Luftfahrt
  • Graf v.Soden-Fraunhofen, Vorstand der Zeppelinstiftung
  • Graf Ferdinand v.Zeppelin

26. November 1929 – Oberbürgermeister von Stuttgart an den Reichsverkehrsminister und das Württ.Wirtschaftsministerium: Wie dem Herrn Reichsverkehrsminister bekannt ist, wurde am 8.Juli ds.Js., dem 91.Geburtstag des Grafen Zeppelin, in Stuttgart das Deutsche Luftfahrt-Museum unter dem Protektorat des Herrn Reichspräsidenten gegründet.

Für die Unterbringung des Museums hat die Stadt Stuttgart das demnächst in ihr Eigentum übergehende Wilhelms-Palais zur Verfügung gestellt. Das Museum hat den Zweck, die Entwicklung aller mit der Luftfahrt zusammenhängenden Gebiete in ihren wirtschaftlichen Grundlagen, ihren technischen Ausgestaltung und ihren praktischen Verwendungsmöglichkeiten zu zeigen. Es soll der Förderung der gesamten Luftfahrt dienen und bei allen Volkskreisen das Verständnis hierfür wecken, indem es veranschaulicht, was auf diesen Gebieten bisher geleistet wurde und wie dem Endziel, der Ermöglichung eines völkerverbindenden wirtschaftlichen Luftverkehrs zugestrebt werden muss. Bei diesem weitgesteckten Ziel eines Deutschen Luftfahrt-Museums kann es nicht einer einzelnen Stadtgemeinde überlassen bleiben, dieses Museum als städt. Einrichtung ins Leben zu rufen und zu unterhalten. Die Gründung und Unterhaltung des Museums ist vielmehr Aufgabe des ganzen deutschen Volkes. Der mit den vorbereitenden Arbeiten beauftragte Organisationsauschuss geht deshalb davon aus, dass dem Museum durch die Württ, Regierung Rechtsfähigkeit als einer Anstalt des öffentlichen Rechts verliehen werden soll. Er rechnet weiter damit, dass zur Deckung der Aufbaukosten und des laufenden Betriebs Beiträge nicht nur von der Stadt Stuttgart, sondern vor allem vom Reich und vom Staat Württemberg geleistet werden. Nach dem von dem vorbereitenden Ausschuss auf gestellten beiliegendem Voranschlagsentwurf für das 1. und 2. Betriebsjahr mit Ausgaben in Höhe von 490.000 RM, in den folgenden Jahren mit Ausgaben in Höhe von 195.000 RM zu rechnen sein. Wir werden unsererseits bei dem Gemeinderat der Stadt Stuttgart die Bewilligung der nach diesen Entwürfen von der Stadt Stuttgart erwarteten Summen beantragen. Andererseits erbitten wir uns vom Reichsverkehrsminister für das Planjahr 1930/31 die in dem Voranschlagsentwurf eingestellte einmalige Barunterstützung von 200.000 RM, sowie für dasselbe und die folgenden Jahre eine laufende Unterstützung von je 30.000 RM. Beim Staat Württemberg werden wir um die Bewilligung einer einmaligen Unterstützung von 100.000 RM und von laufenden Unterstützungen von je 30.000 RM nachsuchen. Wir glauben, mit der Erfüllung unserer Bitte durch das Reichsverkehrsministerium nunmehr rechnen zu dürfen, als bisher alle Bemühungen des Landes Württemberg und der Stadt Stuttgart, Reichsinstitute nach Stuttgart verlegt zu erhalten, erfolglos geblieben sind.

23. April 1930 – Stadtschultheissamt Stuttgart an Staatsministerium  Von der Stellungsnahme des Württembergischen Staatsministeriums haben wir mit Bedauern Kenntnis genommen. Wie dem Wirtschaftsministerium bekannt ist, werden in den nächsten Wochen die Bestände der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt nach Stuttgart verfrachtet und zunächst in einem hierfür gemieteten Schuppen in Böblingen magaziniert, um dann, soweit sie sich für Museumszwecke eignen,  in dem von der Stadt Stuttgart dem Deutschen Luftfahrtmuseum zur Verfügung gestellten Wilhelmspalais ausgestellt zu werden. Des weiteren werden die Bestände des Zeppelin-Museums Friedrichshafen, die im Laufe diese Sommers nochmals in Friedrichshafen ausgestellt werden, im Herbst ds.Js. im Wilhelmspalais zur Aufstellung kommen. Die Eröffnung des Museums selbst ist erst beabsichtigt, wenn die Afstellung aller bereits gewonenen undnoch zu gewinenenden Ausstellungsgegegnstände beendet und das Museum als fertige und einheitliches Ganzen sich darstellt. Die Stadt Stuttgart hat unter der Voraussetzung, dass die in dem aufgestellten Voranschlag vorgesehenen einmaligen und laufenden Unterstützungen des Reichs vorgesehenen und laufenden Unterstützungen des Reichs und des Landes Württemberg verwilligt werden, den von ihr nach dem Varanschlag erwarteten Betrag von 130 0000 RM in den laufenden Haushaltsplan einstellt. Ausserdem stellt sie die zurzeit freien Räume des ihr gehörigen Wilhelmspalais für das Luftfahrtmuseum zu Verfügung. Es wäre überaus bedauerlich, wenn durch Versagen der Reichsunterstützung und der Unterstützung des Württembergischen Staats die Gründung des Deutschen Luftfahrtmuseums in Stuttgart, an dem nicht nur die Stadt Stuttgart, sondern das ganze Land Württemberg, ein Interesse hat, vereitelt oder zumindest erheblich verzögert würde. Der ablehnende Standpunkt des Württembergischen Staatsministeriums wird jedenfalls in der württembergischen Bevölkerung nicht verstanden werden. Wir bitten dringend, dafür einzutreten, dass neben der von der Stadt Stuttgart in Aussicht genommenen Unterstützung des Deutschen Luftfahrtmuseums mindestens die vom Land Württemberg nach dem Vorschlagsentwurf für das Museum erwarteten Beträge bereitgestellt werden.                                     gez. Lautenschlager

Dem Staatsmisterium hier auf das Schreiben vom 31.Januar 1930 Nr.260 zur gefälligen Kenntnis und mit der Bitte um weitere Entschließung. Ich stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass es ohne tatkräftige Unterstützung der Stadt Stuttgart seitens des Landes nicht möglich sein wird, das reich zu den ihm angesonenen Leistungen für das Deutsche Luftfahrt-Museum zu bewegen und somit den Plan zu einem guten Ende zu führen. 

Das Finanzministerium hat Abschrift dieses Schreibens erhalten.

 Stuttgart, den 28.Mai 1930                                      Wirtschaftsministerium

3. August 1930 Schwäbischer Merkur: Um das deutsche Luftfahrtmuseum. Berlin gegen Stuttgart Aus Anlaß des 91.Geburtstages des Grafen Zeppelin ist, wie schon früher mitgeteilt, die Gründung eines „Deutschen Luftfahrtmuseums“ unter dem Ehrenprotektorat des Reichspräsidenten v.Hindenburg erfolgte. Die Leitung des Luftschiffbaus Zeppelin in Friedrichshafen hat sich bereit erklärt, den gesamte, überaus wertvollen Bestand ihres Museums (Zeppelin-Museum Friedrichshafen) als Grundstock dem Deutschen Luftfahrtmuseum zu überlassen. Da für die Unterbringung dieses Museums die Stadt Stuttgart die Räume des Wilhelms-Palastes in Stuttgart zur Verfügung gestellt hat, verliert Friedrichshafen in absehbarer Zeit das immer stark besuchte Zeppelin-Museum. Ob die persönlichen Dokumente des Grafen Zeppelin ebenfalls nach Stuttgart kommen, unterliegt der Entscheidung der Familie des Grafen, die Alleinbesitzerin dieser Dokumente ist. Über den Zeitpunkt der Verlegung des Friedrichshafener Museums nach Stuttgart lassen sich noch keine Angaben machen, da im Wilhelms-Palast noch umfangreiche bauliche Änderungen vorgenommen werden müssen. Nun nimmt aber eine Berliner Zeitung zu der Angelegenheit – die durch die Versteigerung unseres verstorbenen Königs und die Räumung des Wilhelmspalastes wieder aktuell geworden ist – das Wort.

Die „Deutsche Ubg.Ztg.“ schreibt: Die Schaffung eines Deutschen Luftfahrtmuseums ist in Anbetracht der großen Verdienste Deutschland um die Entwicklung des Luftschiff- und Flugzeugbaues, zu deren Pionieren Zeppelin und Lilienthal zählen, zu begrüßen. Dennoch glauben wir, in der Verlegung des Museums von Friedrichshafen nach Stuttgart eine Verzettelung der flugtechnischen Sammlungen erblicken zu müssen. Wenn auch Stuttgart zahlreiche persönliche Beziehungen zum Grafen Zeppelin hat und in wirtschaftlicher Beziehung eifrig an der Förderung der deutschen Luftfahrt beteiligt ist, so glauben wir doch, daß es richtiger wäre, die Zeppelinsammlung in der Heimatstadt zu belassen, wohin sicherlich kein geringerer Fremdenstrom fließt als nach der württembergischen Hauptstadt. Ein Teil der persönlichen Erinnerungen an den Grafen und sein Werk, sowie die historische Stätte seiner ersten Leistungen auf dem Gebiete des Luftschiffbaues lassen sich ohnehin nicht von Friedrichshafen wegdenken. Demzufolge wird in Zukunft auch Friedrichshafen eine ganze Reihe denkwürdiger Dokumente aus der Zeit der Anfänge des Luftschiffbaues behalten. Das Ziel, Stuttgart zum Zentralpunkt flugtechnischer Sammlungen zu machen, wird also durch die Verlegung des Museums nicht erreicht. Was das Berliner Blatt offenbar verhindern will, ist in dem letzten Satz ausge sprochen: Stuttgart zum Zentralpunkt flugtechnischer Sammlungen zu machen. Wir hoffen, daß dies trotzdem gelingt. Von einer Verzettelung der Sammlungen kann übrigens keine Rede sein. Das Gegenteil ist der Fall, wenn Stuttgart systematisch das Zusammentragen von Erinnerungsstücken anstrebt.

1930 Herbst ca. Zeitschrift unbekannt – Das neue Deutsche Luftfahrt-Museum  Mit der zunehmenden Bedeutung des Luftverkehrs ist auch die Frage der Sammlung und Sichtung der Modelle, Bilder, Dokumente und anderer für die Entstehungs-geschichte der Luftfahrt wesentlicher Dinge akut geworden. Bestand doch die Gefahr, daß wichtiges historisches Material mit der Zeit in alle Winde verstreut wurde. Um zu verhindern, daß auch diesmal die Erfahrungen älterer Generationen der Nachwelt verloren gingen und damit bedeutsam Erkenntnisse, die in langer und mühevoller Arbeit erworben worden waren, unwiederbringlich verschwanden, hatte man sich schon bald nach Schaffung der Luftschiffwerft in Friedrichshafen an die Gründung eines kleinen Luftfahrtmuseums herangemacht, das den Werdegang des Zeppelinwerkes veranschaulichte. Aber darüber hinaus galt es für die gesamte Luftfahrt eine Sammelstelle zu schaffen und so ist am letzten Geburtstage des Grafen Zeppelin die Gründung eines Deutschen Luftfahrtmuseums beschlossen worden, das nunmehr in der württembergischen Landeshauptstadt seiner Vollendung entgegengeht. Die Stadt Stuttgart hat dazu das in ihrem Besitz befindliche ehemalige kgl.Lustschloß Wilhelma bereitgestellt (Meldung falsch, richtig Wilhemspalais) und die Zeppelinwerft brachte als Willkommensgabe dem Unternehmen das äußerst wertvolle Friedrichshafener Zeppelinmuseum dar, das bereits nach Stuttgart überführt worden ist. Das Ehrenprotektorat über das Deutsche Luftfahrtmuseum hat übrigens Reichspräsident von Hindenburg übernommen. Das Deutsche Luftfahrtmuseum hat aus dem Zeppelinmuseum in Friedrichshafen u.a. erhalten: Modelle der bisher gebauten Zeppelin-Luftschiffe, u.a. Originalgondeln mit vollständiger Einrichtung, Originalstücke sämlicher Motorarten und anderer wesentlicher Konstruktionsteile, Navigationsinstrumente, Modelle für die wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Luftfahrt, Windstromanlage, Unterdruckkammer, die wichtigsten Schöpfungen des Zeppelin-Konzerns, Pläne und Photos vom Luftschiffbau usw. Eine reichhaltige Bildersammlung über den gesamten Werdegang des Zeppelinluftschiffs und der Delag, Bilder historischer Ereignisse, zahlreiche Dokumente persönlicher Art aus dem Leben des Grafen Zeppelin usw. Zum Leiter des Museums wurde der in Kreisen der deutschen Luftfahrer bestens bekannte Dr.Wilke bestellt.

20. Dezember 1930 – Bericht Deutsches Luftfahrt-Museum Stuttgart  Die am 8.Juli v.Js. In Stuttgart erfolgte Gründung des Deutschen Luftfahrt-Museums fand weit über die daran besonders interessierten Fachkreise hinaus lebhaften Widerhall und freudige Zustimmung in der breiten Öffentlichkeit, Bedarf es doch heute auch wirklich keines besonderen Beweises mehr für den vielseitigen Nutzen, der dem Fachmann sowohl wie jedem nach Vertiefung seines Wissens strebenden Laien aus einem solchen Museum erwächst, das in seiner Gesamtheit das weitverzweigte Gebiet der Luftfahrt in ihrer historischen Entwicklung, ihren physikalischen Grundlagen und ihren zahlreichen Wechselbeziehungen zu Wissenschaft, Technik und Industrie anschaulich übersehen lässt. Wenn deshalb auch die Bestrebungen, das noch vielfach an zahlreichen Orten zerstreut liegende Museumsmaterial zu sammeln, mit wenig Ausnahmen fast überall dankenswerte Unterstützung fanden, so machte leider die kurz nach der Gründung des Museums einsetzende katastrophale Verschlechterung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage die Hoffnung auf die Möglichkeit eines baldigen Ausbaus des Museums zunichte. Es gelang nicht, die Mittel zu beschaffen und aufzubringen, die für den ersten Ausbau der Museumsräume und ihrer Einrichtung erforderlich gewesen wären. So musste die Haupttätigkeit des vorbereitenden Arbeitsausschusses und der Geschäftsstelle auf die Werbung von Museumsmaterial und die Ausarbeitung der Statuten und der Organisation beschränkt bleiben. Im einzelnen sei hierzu bemerkt:

Das Reichsverkehrs-Ministerium überließ dem Museum das dem Reiche gehörende, bisher von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Adlershof verwaltete Flugzeugmaterial, aus dem die wertvollsten Stücke für das Stuttgarter Museum ausgewählt wurden. Diese ausserordentlich umfangreiche und interessante Sammlung, die u.a. 37 Flugzeuge, 106 Motore und zahlreiche Konstruktions-Einzelteile und sonstiges Gerätematerial aller Art enthält, bildet neben den Beständen des „Zeppelin-Museums“ den nach Wert und Umfang gleich bedeutungsvollen Grundstock für den Ausbau des Museums.

Dank dem besonderen Entgegenkommen und der finanziellen Mithilfe der Reichs-bahndirektion, der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt und der Luftverkehr Württemberg AG, Stuttgart war es möglich, das gesamte Adlershofer Material in 23 Eisenbahnwagen zunächst nach Böblingen zu verbringen, wo es in einer von der Reichsbahndirektion Stuttgart gemieteten, grossen Halle untergebracht, z.Zt. eingehend gesichtet, geordnet und nach Massgabe der vorhandenen Mittel aufgefrischt und hergerichtet wird. Bei diesen Arbeiten fanden wir bei der Luftverkehr Württemberg AG besondere Unterstützung. Es besteht Aussicht, dass dieser Teil der Sammlungen bis zum nächsten Frühjahr der öffentlichen Besichtigung zugängig gemacht werden kann, wofür die Lage der Halle, unmittelbar neben dem Flugplatz, an sich überaus günstig ist. Bei der Bedeutung Böblingens als eines viel besuchten Ausflugsortes der Stuttgarter steht zu erwarten, dass der Besuch dieser Sammlung ein sehr reger sein wird.

Unter den gegebenen Verhältnissen wurde von einer Verbringung des seitherigen Zeppelin-Museums nach Stuttgart vorläufig abgesehen. Dies war insbesondere geboten im Hinblick auf die zahlreichen Besucher der Friedrichshafener Werft, die erfahrungsgemäss bei der Besichtigung des Luftschiffes auch ein ganz besonderes Interesse für das auf ihrem Weg liegende Zeppelin-Museum bekunden. Unter den zahlreichen Zuwendungen an das Museum sei auch eine grössere Anzahl von Konstruktionsteilen der inzwischen abgebrochenen „Espria“ – des früheren Delag-luftschiffes „Bodensee“ – hervorgehoben, die das italienische Luftfahrt-Ministerium dem Museum entgegenkommenderweise überlassen hat. Schliesslich möchte noch darauf hingewiesen werden, dass zwischen dem Deutschen Luftfahrt-Museum und der Leitung der Luftfahrt-Sammlung der Stadt Berlin wiederholt Besprechungen stattfanden, bei welchen die Arbeitsgebiete beider Institute zum Zwecke einer gemeinsamen Zusammenarbeit genau festgelegt wurden. Die Geschäftsstelle des Deutschen Luftfahrt-Museums befindet sich noch weiter beim Luftschiffbau in Friedrichshafen.

Zusammenfassen darf gesagt werden: Wenn auch die augenblicklich Zeitver-hältnisse sich unseren Bestrebungen, wie vielen ähnlichen, hemmend und erschwerend entgegen stellten, so wurde trotzdem für das Deutsche Luftfahrt-Museum mehr erreicht, als was unter den gegebenen Umständen möglich erschien. Dies berechtigt durchaus zu der Hoffnung, dass uns auch das kommende Jahr unserem Ziele näherbringt, zu dessen Erreichung wir erneut um die tunlichste Förderung und Unterstützung unserer Bestrebungen durch unsere Herren Ehrenausschuss-Mitglieder ergebenst bitten.

Stuttgart/Friedrichshafen, den 20.Dezember 1930   Dr. Lautenschlager/ Dr. Eckener

Januar 1931 Deutsche Museums-Nachrichten – Vorarbeiten für das Deutsche Luftfahrt-Museum Werbung vonn Museumsmatrial – Zusammenarbeit mit Luftfahrtsammlung – erste Museumsanfänge in Böblingen u.a. schreibt Dr.Eckener:

Über die Entwicklung der Vorarbeiten für den Ausbau des Deutschen Luftfahrt-Museums in Stuttgart ist den Deutschen Museums-Nachrichten ein von Dr.Eckener sowie dem Stuttgarter Oberbrürgermeister Dr. Lautenschlager gezeichneter Bericht zugegangen, aus dem wir nachstehende interessante Ausführungen über das unter der besonderen Obhut des bekannten Luftfahrtfachmannes Oscar Wilcke, Direktor beim Luftschiffbau Zeppelin sich entwickelnde Deutsche Luftfahrt-Museun mitteilen.

Die am 8.Juli 1930 in Stuttgart erfolgte Gründung des deutschen Luftfahrt Museums fand weit über die daran besonders interessierten Fachkreise hinaus lebhaften Widerhall und freudige Zustimmung der breiten Öffentlichkeit. Bedarf es doch heute auch wirklich keines besonderen Beweises mehr für den vielseitigen  Nutzen, der dem Fachmann sowohl wie jedem nach Vertiefung seines Wissens strebenden Laien aus einem solchen Museum erwächst, das in seiner Gesamtheit das weitverzweigte Gebiet der Luftfahrt, in ihren zahlreichen Wechselbeziehungen zu Wissenschaft, Technik und Industrie anschaulich übersehen läßt.

Wenn deshalb auch die Bestrebungen, das noch vielfach an zahlreichen Orten zerstreut liegende Museums-Material zu sammeln, mit wenig Ausnahmen fast überall dankenswerte Unterstützung fanden, so machte leider die katastrophale Verschlechterung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage die Hoffnung auf die Möglichkeit eines baldigen Ausbaues des Museums zu nichte. Es gelang nicht, die Mittel zu beschaffen, die für den ersten Ausbau der Museumsräume und ihrer Einrichtung erforderlich gewesen wären. So mußte die Haupttätigkeit des vorbereitenden Arbeits-Ausschusses und der Geschäftsstelle auf die Werbung von Museumsmaterial und die Ausarbeitung der Organisation beschränkt bleiben.

Das Reichsverkehrsministeriums überließ dem Museum das dem Reiche gehörende, bisher von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Adlershof verwaltete Flugzeugmaterial, aus dem die wertvollsten Stücke für das Stuttgarter Museum ausgewählt wurden. Diese außerordentlich umfangreiche und interessante Sammlung, die u. a. 37 Flugzeuge, 106 Motore und zahlreiche Konstruktionseinzel-teile und sonstiges Gerätematerial aller Art enthält, bildet neben den Beständen des „Zeppelin Museums“ den nach Wert und Umfang gleich bedeutungsvollen Grundstock für den Ausbau des Museums.

Dank dem besonderem Entgegenkommen und der finanziellen der Reichsbahn-direktion, der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt und der Württemberg AG.Stuttgart war es möglich, das gesamte Adlershofer Material in 23 Eisenbahn-wagen zunächst nach Böblingen zu verbringen, wo es in einer von der Reichs-bahndirektion Stuttgart gemieteten großen Halle untergebracht, z.Zt. eingehend gesichtet, geordnet und nach Maßgabe der vorhandenen Mittel aufgefrischt und hergerichtet wird. Bei diesen Arbeiten leistete die Luftverkehr Württemberg A.G. besondere Unterstützung. Es besteht Aussicht, daß dieser Teil der Sammlungen bis zum Frühjahr der öffentlichen Besichtigung zugängig gemacht werden kann, wofür die Lage der Halle, unmittelbar neben dem Flugplatz, an sich überaus günstig ist. Bei der Bedeutung Böblingens als eines viel besuchten Ausflugsortes steht zu erwarten, daß der Besuch dieser Sammlung sehr rege werden wird.

Unter den gegebenen Verhältnissen wurde von einer Verbringung des seitherigen „Zeppelin-Museums“ nach Stuttgart vorläufig abgesehen. Dies war insbesondere geboten im Hinblick auf die zahlreichen Besucher der Friedrichshafener Luftschiff-Werft, die erfahrungsgemäß bei der Besichtigung des Luftschiffes auch ein ganz besonderes Interesse für das auf ihrem Wege liegende „Zeppelin-Museum“ bekunden. Unter den zahlreichen Zusendungen an das Museum sei auch eine größere Anzahl von Konstruktionsteilen der inzwischen abgebrochenen „Esperia“, des früheren Delag-Luftschiffees „Bodensee“ hervorgehoben, die das italienische Luftfahrt-ministerium dem Museum freundlicherweise überlassen hat.

23.März 1931 – Stuttgarter Neues Tagblatt: Das Luftfahrtmuseum in Stuttgart bleibt  In Stuttgart hat die Meldung, daß ein Deutsches Luftfahrtmuseum für Berlin gesichert sei, starke Beunruhigung hervorgerufen. Eine Berliner Zeitung hat gestern diese Nachricht verbreitet. Mit erheblichen Mitteln privater Stifter soll in der Reichshauptstadt noch im Laufe dieses Jahres ein Deutsches Luftfahrtmuseum errichtet werden. Voraussichtlich werde schon im April mit den Bauarbeiten begonnen. Das Gebäude soll auf einem Geländeteil der Nordwestecke des Flugplatzes Tempelhof errichtet werden.

Das Geld für den einstöckigen Bau sei von deutschen und amerikanischen privaten Geldgebern zur Verfügung gestellt worden. Für die Durchführung des Baus werden 1.825.000 Mark benötigt. 175.000 Mark sind für die innere Einrichtung und für die Betriebsführung im ersten Wirtschaftsjahr in Rechnung gestellt worden. Mit Rücksicht auf die startenden und landenden Flugzeuge wird das Gebäude einstöckig ausgeführt werden. An der Stirnwand wird der Ehrenraum der Luftfahrt zu liegen kommen. Hinter dem Ehrenraum erstreckt sich das eigentliche Museum auf einer Fläche von 7000 Quadratmeter. Bilder, Schriftstücke, Motoren, Modelle von Flugzeugen und Luftschiffen werden die Entwicklung der Luftfahrt zeigen. Im weiteren Teil des Gebäudes werden Restaurationsräume für etwa 1200 Personen geschaffen. Einen Hauptanziehungspunkt für die Restaurationsbetriebe werden die Terrassen bilden, die, von zwei Meter zu sieben Meter aufsteigend, auf dem Dach des Luftfahrtmuseums errichtet werden. Ein besonderer Verein für das Luftfahrtmuseum soll ins Leben gerufen werden. Mit dem Leiter des Luftschiff-baus Zeppelin, Dr. Eckener, sollen Besprechungen stattgefunden haben, um möglicher-weise den Inhalt des Zeppelin-Museums in Friedrichshafen dem Luftfahrtmuseum zur Verfügung zu stellen.

Man fragt sich unwillkürlich, wie es nun mit dem Plan des Deutschen Luftfahrt- museums in Stuttgart steht. Sind die Sammlungen und die Mittel für diese Institut gesichert? Wir können mitteile, daß das Projekt zur Schaffung des Deutschen Luftfahrtmuseums in Stuttgart in keiner Weise aufgegeben oder durch den Berliner Plan beeinträchtigt ist. Die Ausführung des Projektes wird verzögert wegen der knappen Mittel, die der Stadt Stuttgart sowie dem Reich und sonstigen zur Beihilfe verpflichteten Stellen zur Verfügung stehen. Wenn von Berlin gemeldet wird, der Inhalt des Zeppelin-Museum in Friedrichshafen werde dem Luftfahrtmuseum in Berlin zur Verfügung gestellt, so ist dieser entgegenzuhalten, dass doch die Stadt Stuttgart Eigentümerin des Zeppelin-Museums in Friedrichshafen ist. Außerdem plant man, wie bekannt, die Erwerbung des umfangreichen wertvollen Flugzeugmaterials, das in Böblingen lagert und derzeit noch Eigentum der Versuchsanstalt für Luftfahrt ist. Man kann also mit Befriedigung feststellen, daß durch die Pläne, die man angeblich jetzt in Berlin durchführen will, das Deutsche Luftfahrtmuseum in Stuttgart nicht gefährdet ist


3. Deutsches Luftfahrtmuseum in Böblingen

Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum - Gebäude LageBöblingen Lage des Museums am Flughafen Stuttgart-Böblingen

In einer Halle an der damaligen Lagerstrasse (jetzige Ensinger Strasse ) am Böblinger Flugplatz aus dem I.WK und danach im Besitz der Deutschen Reichsbahn, war seit der Eröffnung am 13. Juni 1931 bis Mitte 1935 das „Deutsche Luftfahrt-Museum“ untergebracht.

Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum - Flugtag mit LZ127 1931-06-28Kurz nach der Eröffnung besuchte Zeppelin LZ127 am 28.06.1931 Böblingen

Zum Betriebsleiter des Museums war unter Major Palmer der Ingenieur Peter Heinrich Schreurs (derzeitiger Leiter der historischen Luftfahrt-Sammlung e.V. in Berlin) berufen worden. Ihm war zugleich auch der Aufbau und die Ausstattung des Museums zugefallen, mit deren Arbeiten er am 1. Juli 1930 begann. Das Flugmaterial bestand in drei Hauptentwicklungsabschnitten. Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit. Die interessantesten Austellungsstücke waren natürlich die Maschinen aus der Pionierzeit der Fliegerei. Auf der einen Seite des Raumes befanden sich die deutschen, auf der anderen Seite die „gegnerischen“ Maschinen. Ehrwürdige Veteranen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, deren Namen: Albatros, Jeannin-Taube (Werks-Nr.76) und andere, die heute wie aus weiter Ferne zu uns herüberklingen, sodann die ersten Fokkermaschinen, die Junkers-Stahlkonstruktionen der späteren Kriegsjahre mit ihren motorgekuppelten Maschinen- gewehren, die unsere Jagdstaffeln während des Ersten Weltkriegs lange zeit hindurch so überlgen machten. Noch manche weitere „Berühmtheit“ fand sich in der langen Reihe der Flugzeuge, so insbesondere der Dreidecker von Richthofen, Albatros C IX „Roter Teufel“, sorgfältig bis zur Startbereitschaft aufmontiert, sowie die Maschine Boelckes.

2 Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum innen 1_Blick
3 Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum innen 2_Albatros C IX Richthofen
1 Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum innen 1_Fokker DRI Richthofen
Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum Fokker DRI Richthofen (3)
Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum Fokker DRI Richthofen (4)

englische B.E.

Neben den Jagflugzeugen waren in der weiträumigen Halle die Rumpler-Bildflugzeuge mit ihren Reihenbildkameras aufgestellt; weiterhin die für die Bombenabwurf eingerichteten und bei den Feindmächten so gefürchteten Riesenflugzeuge (aus Friedrichshafen und Gotha). Auf der anderen Seite reihten sich die Spads, Bleriots, Nienports, die Kriegsflugzeuge unserer ehemaligen Gegner. Außer dem kompletten Maschinen gab es große Anzahl von Modellen, Flugmotoren, Propellern, Tragflächen und photographischen Apparaten zu sehen und alles, was das Bild für die Besucher abrundete. Das Museum hatte sich stets der Begeisterung der Besucher erfreut und wesentlich dazu beigetragen, die Begeisterung nicht nur den Sachverständigen auf dem Gebiet des Maschinen- und Ingenieurwesens, sondern den weitesten Kreisen der Bevölkerung nahe zu bringen.

4 Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum innen 2_Motorenraum

Schon bei der Eröffnung hatte sich für das Museum regste Interesse gezeigt. Es war samstags und sonntags zur Besichtigung freigegeben. In den ersten fünf Wochen hatten sich allein schon über 3.500 Besucher eingefunden, oft waren es Vereine und Schulklassen, aber auch viele Einzelpersonen, die auf Ihren Wanderungen Böblingen berührten. Wer das Glück hatte, der Besucher einer runden Zahl zu sein – jeder 500. – bekam als Geschenk einen Freiflug in einer Sportmaschine. So konnte im Juni 1932 (das Museum war im Winter 1931/1932 wegen Überholungs- und Instandsetzungsarbeiten geschlossen)

Quelle Holger Steinle

der 5.000. Besucher registriert werden und am 5.September 1932 bereits der 10.000. Besucher. Für diesen hatten hatte die Luftverkehr Württemberg AG als besonderen Preis einen Freiflug nach Karlsruhe gestiftet – es war eine junge Dame aus Stuttgart-Berg. Zu dem reichhaltigen Museumsmaterial war im Februar 1934 Württembergs älteste Flugmaschine von den Gebrüdern Hans und Dr. Karl Vollmöller, Vaihingen/Filder, aus dem Jahre 1908 hinzugekommen. Dieses Flugzeug aus der Vorkriegszeit, wurde erstmals von dem im Weltkrieg gefallenen Hans Vollmöller auf dem Cannstatter Wasen geflogen.

jetzt im Deutschen Museum München (Schöleißheim)

Ein Zeitungsbericht im „heorischen Wortstil“ der damaligen Zeit über das Museum:

Hat man schon einmal vom Deutschen Luftfahrtmuseum gehört? Kaum. Besteht es denn übehaupt, fragst Du dich selbst verwundet? Freilich. Aber nicht in Berlin. In Stuttgart auf dem Pragfriedhof hast du endlich nach langem Streifen und Suchen  das Grabmal des Grafen Zeppelin gefunden. Schlicht und schmucklos steht es da. Wieviele Deutsche kommen aus allen Gauen nach Stuttgart, und wie wenige wissen, wo der große Graf schläft! Nun bist du nach Böblingen gefahren auf den Flugplatz, den die Franzosen während des Krieges krampfhaft, aber vergeblich mit ihren suchten. Und hier in Böblingen befindet sich das „Deutsche Luftfahrtmuseum“, vielleicht das eigenartigste, das du je besucht hast. Du glaubst es kaum, aber es gibt das doch noch in Deutschland. Da ist ein Museum geschaffen worden, ohne feudale Büros, ohne Verwaltungsapparat, ohne alles Drum und Dran und ohne alles unnütze Geldverplempern.

Da ist der Leiter des Museums ein junger Kerl, der aus mehreren Eisenbahnladungen von Trümmern und Flugzeugteilen mit Hilfe ebenso junger, aber begeisterter Flieger und solcher, die es werden wollten, im freiwilligen Arbeitsdienst oder gegen ein lächerlich geringes Entgelt das schufen, was heute ist.  In einer Flughalle ist all dieses Material in harter Arbeit gesichtet und geordnet worden. Und was da alles zu sehen ist! Fachleute und Laien wundern sich gleichermaßen. Da ist eine Sammlung der verschiedensten Flugzeugmotoren, vom kleinsten bis zum größten Propeller steht ein ganzer Raum voll, da sind Spanten, Bolzen, Schrauben, Höhenmesser, Geschwindigkeitsmesser aller Systeme. Kompasse: deutsche, russische, englische und französische Scheinwerfer stehen da. Fallschirme hängen unter dem Dach. Flugzeugbombermodelle vom kleinsten bis zum größten Kaliber kannst du bestaunen. Alles, was zur Fliegerei gehört, und noch viel mehr.

Und dann stehen Flugzeuge da, reihauf, reihab. Von der Rumplertaube angefangen bis zum Modell des ersten Verkehrsflugzeuges. Da sind die gepanzerten Maschinen, die plumpen Kriegsmaschinen der Engländer und die eleganteren der Franzosen. Du kannst die Entwicklung des Flugzeuges hier beispiellos bewundern. Bis hin zum kleinen „Spatz“, einem Leichtflugzeug. Auf einem Sockel, an einem Ende des langen Raume, aber steht, rot leuchtend, flugklar, fix und fertig der letzte Dreidecker der berühmten Richthofenstaffel. Durch die großen Fenster der Halle fluten die Sonnenstrahlen. Und umfunkelt vom Gold der Sonne scheint das Flugzeug ansetzen zu wollen zu einem kühnen Sprung in die weite Uneendlichkeit des Raumes. Kühn und stolz steht das Flugzeug da, wie der urewige Geist des deutschen Willens.

Großes Interesse

Ein Beweis für das anhaltend großes Interesse der Bevölkerung an dem Museum war das rasche Ansteigen der Besucherziffer.Während noch Anfang Juli 1934 der 15.000 Besucher gezählt wurde, war es Ende August 1934 schon der 20.000. Besucher.

Quelle Holger Steinle


(vorläufige) Inventarliste des Deutschen Luftfahrtmuseums in Böblingen 1929-1935

Quelle „Flugzeuge mit Geschichte“ – Die Luftfahrtsammlung des Deutschen Technikmuseums Berlin – 2009 – Holger Steinle und Astrid Venne


4. Verlegung nach Berlin

Der damalige Reichsluftfahrtminister Göring wollte die Geschichte der Luftfahrt in der Reichshauptstadt Berlin zeigen. Daraufhin wurde der Bestand des Böblinger Museums wurde Mitte 1935 dorthin verlegt und war dann ein wesentlicher Bestandteil der Deutschen Luftfahrtsammlung (DLS).  

 

Während des 2.Weltkriegs und der zunehmenden sowjetischen Angriffe auf Berlin, wurde die Sammlung 1943/1944 auf Eisenbahnwaggons verladen und nach Polen in „Sicherheit“ gebracht. Dort wurde sie später aus den verschiedenen Depots/Museen geholt und im Polnischen Luftfahrtmuseum in Krakau zusammengefaßt. Deutschland verlangte nach dem Krieg mehrmals auf die Rückgabe der Exponate. Polen verweigert dies aber und betrachtet die Sammlung als Kriegsbeute. Die einzige (?) Ausnahme bildet die oben erwähnte Jeanien-Stahltaube. 

Fotos vom Abtransport der Flugzeuge von Böblingen nach Berlin

Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum Abtransport Berlin 1935-04-17 5Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum Abtransport Berlin 1935-04-17 1Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum Abtransport Berlin 1935-04-17 4 Fokker Dr1 - Siemens DI - Fokker DVFokker Dr1 – Siemens DI – Fokker DV
Böblingen Deutsches Luftfahrt-Museum Abtransport Berlin 1935-04-17 2 ebay Junkers EI – Hannover CL IIa – AEG CI – Fokker DV

Ein interessantes Dokument zur Auflösung des Böblinger Museum das Zeugnis des Museumsleiters Heinz Schreuers:


Jeannin-Stahltaube

Eines der in Böblingen ausgestellten Flugzeuge war die Jeannin-Stahltaube A.180/14, die heute im Deutschen Technik-Museum in Berlin bewundert werden kann. Sie ist übrigens das einzige noch er­haltene Jeannin-Flugzeug der Welt und das älteste Flugzeug der ganzen Ausstellung. Anfang des I.Weltkriegs wurden die Jeannin Stahltauben zuerst für Aufklärungszwecke gebaut, später wurden die Flüge mit kleinen Bomben und Fliegerpfeilen durchgeführt. Da sie zu langsam und zu schwerfällig waren, schieden die Tauben bis zur Jahresmitte aus dem Fronteinsatz aus. Wahrscheinlich wurde das jetzt noch existierende Flugzeug in Berlin-Johannisthal eingelagert, zum erstenmal ausgestellt erst ab Juli 1931 im „Deutschen-Luftfahrt-Museum“ Böblingen. Nachdem das Museum Mitte 1935 ge­schlossen wurde, kam die Jeannin, zusammen mit der gesamten Sammlung, zur Berliner „Deutschen Luftfahrtsammlung“ am Lehrter Bahnhof, wo sie dann bis Anfang 1943 ausgestellt war.

Jeannin Stahltaube Krakau unrestauriertin Krakau unrestauriert (falsche Nr. ?
Jeannin Stahltaube Berlin restauriert (9)im Deutsche Technikmuseum restauriert