Flughafenhotel

Niederschrift einer Verhandlung des Bezirksrats in Angelegenheiten der staatlichen Bezirksverwaltung am 4. Mai 1928: Wirtschaft im Flughafen Böblingen: Die Luftverkehr Württemberg A.G. Stuttgart hat im Flughafen Böblingen ein neues Empfangsgebäude mit folgenden Wirtschaftsräumen erstellt: im Untergeschoss 3 Zimmer und eine Kegelbahn, im Erdgeschoss eine Vorhalle und ein Wirtschaftsraum, im I. Stock 8 Fremdenzimmer und eine Diele, ferner ist vor dem Gebäude eine Gartenwirtschaft und auf dem Dach eine Wirtschaftsterrasse eingerichtet. Der Wirtschaftsbetrieb ist an Fritz Diener jun. von Stuttgart verpachtet. Dieser sucht durch Vermittlung seines Vaters um Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft nach.

Das Bedürfnis für eine weitere Wirtschaft in Böblingen ist im Allgemeinen nicht gegeben. Es handelt sich auch nicht um eine neue Wirtschaftserlaubnis, da die Luftverkehr A.G. schon für ihr bisheriges Empfangsgebäude Wirtschaftserlaubnis hatte (ab 12. Juni 1925 – siehe 1. Empfangsgebäude) und auf diese mit Wirkung vom 1.7.1928 ab verzichtet. Allerdings soll die neue Wirtschaft das ganze Jahr betrieben werden und nicht auf die Dauer des Flugverkehrs beschränkt sein. Um die Entwicklung des Flughafens nicht zu behindern, wird beschlossen, 1. Dem Gesellschafter die Erlaubnis zum Betrieb einer Gastwirtschaft in den oben angeführten Räumen zu erteilen unter Ansatz einer Sportel gem.Tar.94 I Ziff.1c des Allg.Sportelges. von 900+1000 RM. 2. Die Wirtschafterlaubnis vom 12.6.1925 für das bisherige Empfangsgebäude samt Ausdehnung vom 13.8.1926 auf 30.6.1928 für erloschen zu erklären.

Fritz Diener unterhielt in Stuttgart auch das Hotel/Gaststätte Schwabenbräu
(Südd.Ztg)

1928-05-12 Schwäbischer Merkur Eröffnung des Flughafenhotels. Aus reinen Zweckmäßigkeitsgründen hat sich seinerzeit die Luftfahrt Württemberg AG dazu entschlossen, in den notwendig gewordenen Neubau des Flughafens ein Hotel einzubauen. In wirklich geschmackvoller Weise ist nun dieser Plan heute verwirklicht. Durch eine geräumige Vorhalle tritt der Besucher in die vornehme, durch ihre Einfachheit geradeso angenehm wirkende Gaststätte. Breite, lichte Fenster gestatten einen freien Blick über den weiten Flugplatz und sein Getriebe. Ein herrliches Bild entfaltet sich von hier aus, wenn die untergehende Sonne mit ihrer goldenen Pracht über die grüne Fläche sich legt, auf der Hunderte von Schafen weidend dahinziehen. Dort fand nun am letzten Samstag die Eröffnungsfeier der Gaststätten unter reger Beteiligung der hiesigen Bevölkerung und zahlreiche Gäste von Stuttgart statt. Unter anderen bemerkte man auch Präsident Kälin, Oberamtmann Rüdiger, Medizinalrat Dr. Maier, Vertreter der Reichspost und Reichseisenbahn und verschiedene Beamte vom Flughafen. Reicher Blumenschmuck auf einem raumangepaßten Aufbau inmitten der gedeckten Tafeln, über die sich durch die vornehm wirkenden Beleuchtungskörper eine unaufdringliche Helle verbreitete, verlieh dem Raume eine festliche Wirkung. Eine Streichkapelle unter Leitung von Musikdirektor Benning würzte mit musikalischen Genüssen das leckere Mahl. Der Vorplatz war zur Tanzdiele umgewandelt. In der Bauernstube im Untergeschoss wurde dem Bier zugesprochen und nach Herzenslust gesungen. Auch dort spielte eine Kapelle auf. Von jedem der Gäste aber hatte man den Eindruck, dass er sich in jeder Beziehung wohlfühlte und den Räumen gerne wieder einen Besuch abstatten wird. H.Diener vom Schwabenbräu Stuttgart und H.Götz sind die beste Gewähr dafür, dass die Gaststätten sich den Ruf erhalten, den sie sich bei der Eröffnung schufen.

Anmerkung : Im Juli 1930 ging das Hotel an Fritz Diener sen. über. Als Geschäftsführer setzt er seinen Schwiegersohn Eduard Wilhelm Götz ein.

Um den durchreisenden Fluggästen auf dem Flughafen Stuttgart-Böblingen die schwäbische Landeshauptstadt wenigstens im Bild zu zeigen, hat die Stadt Stuttgart in dankenswerter Weise für das Restaurant je ein Ölgemälde der beiden hervorragenden Stuttgart Kunstmaler Felix Hollenburg und Fritz Lang gestiftet. (siehe die folgenden 2 Abbildungen)

anlässlich Zeppelinempfang

Schnell entwickeltet sich das Hotel und die Gaststätte zu einem beliebten Treffpunkt der Gegend, vor allem auch die „Schwemme“.

1928-08-03 (Stg.Neues Tagblatt)
1929-07-29 (Stg.Neues Tagblatt)
1929-08-23 (Schw.Merkur)
1930-08-30
1930-11-01
1932-02-09

1934-04-14
Bei einem Junggesellenabschied in der „Schwemme“
Jahreswechsel 1938/1939
1939-01-06 Der Passagierflughafen sollte bald nach Echterdingen verlagert verlagert und das Hotel hätte schließen müssen.
1939-02-11 „wieder getanzt“
1939-03-01 Tanz mit Hans Havens
1939-06-03 erschien diese Anzeige mit dem Hinweis „bis Oktober (1939) geöffnet“. Der Umzug hattte sich verzögert
1939-06-09 Tanz

LIEDERBUCH aus der Anfangszeit des Flughafenhotels (bis 1934)

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