… machte seinen Pilotenschein in Böblingen und führte eine Polizeistaffel
*April 1888 Neu-Ulm † 7. Oktober 1938 München
Ausbildung zum Piloten
Nachdem Köhl im WKI als Beobachter im Flugzeug schon an der Front war, wollte er auch Pilot werden. Dazu ein Auszug aus seinem Buch Bremsklötze weg (1932): Die Arbeit bei der
Staffel machte helle Freude, denn ich hatte viel Gelegenheit, mich auch fliegerisch auszubilden. Wenn man Beobachter war, dann stellte sich auch bald der Wunsch ein, das Fliegen selbst zu lernen, um nicht immer auf Gedeih und Verderb den Piloten, die rasch wechselten, ausgeliefert zu sein. Aber wenn man erst einmal Beobachter ist, und noch dazu ein guter, dann geht eher ein Kamel durch das Nadelöhr, als dass dieser Beobachter Flugzeugführer werden kann. Es war
begreiflich, dass sich die vorgesetzten Dienststellen dagegen sträubten, denn Fliegen kann man in ein paar Wochen, wenn es hochkommt, in ein paar Monaten lernen, während man viel längere Zeit dazu braucht, ein tüchtiger Beobachter zu werden. Da Gesuche doch keine Aussicht auf Erfolg hatten, quälte ich mich damit erst gar nicht ab, sondern fuhr gelegentlich eines Heimaturlaubes zu meinem alten Abteilungsführer, der inzwischen Führer der
Fliegerersatzabteilung in Böblingen geworden war, und setzte es durch, dass ich bei ihm fliegen lernen durfte. Nach drei Tagen versuchte ich den ersten Alleinflug und stellte bei der Landung meine Kiste kopf. Geknickt wie mein Fahrgestell und der Propeller, überlegte ich, was ich falsch gemacht hatte. Leider fiel mir das erst jetzt ein, nachdem es zu spät war. Am nächsten Tag flog ich noch dreimal mit meinem Fluglehrer, startete dann wieder allein und machte noch am gleichen Abend die vorgeschriebenen Prüfungslandungen. Alles ging gut, ich hatte das Pilotenzeugnis in der Tasche und durfte mich noch acht Tage in Berlin von den Aufregungen dieser Schulzeit erholen.
Die gleiche Zeit in Böblingen beschreibt Köhl in seinem Buch „Unserer Ozeanflug“: „Mein erster Abteilungsführer hatte die Flieger-Ersatzabteilung in Böblingen. Er lud mich ein, ihn bei meinem nächsten Urlaub zu besuchen. Ich sagte den Besuch unter der Bedingung zu, dass er mich während dieser Zeit bei der ihm unterstehenden Flieger-Abteilung schulen ließe. Auf die zusagende Antwort hin nahm ich sofort meinen schon längst fälligen Urlaub und fuhr nach Böblingen. Innerhalb von drei Tagen hatte ich in den Morgen- und Abendstunden ca. 40 Schulflüge hinter mir und machte anschließend daran meinen ersten Alleinflug, dessen Erfolg mich allerdings nicht sehr befriedigte. In den vorhergehenden Tagen hatte mein etwas ängstlicher und nervöser Fluglehrer mir eigentlich nie recht das Steuer überlassen. Nun war es doch ein recht bescheidenes Gefühl, so allein im Flugzeug zu sitzen und für alles, was nun geschah, selbst verantwortlich zu sein. Die Rettung sah ich darin, das Flugzeug auf starke Fahrt zu drücken, hatte dabei aber nicht gewusst, dass dadurch das Flugzeug schwer in die Kurve zu bekommen war. Meine erste Runde um den Flugplatz Böblingen bis zur ersten Landung ging deshalb in ziemlich scharfer Fahrt und scharfer Kurve vor sich. Bei der Landung kam ich auch nicht an den Punkt, an den ich kommen wollte. Ich fing zu hoch ab und da ich wusste, dass es in solchen Fällen notwendig ist, noch etwas Gas zu geben, gab ich nochmals Gas, allerdings etwa zwei bis drei Sekunden zu spät, sodass der Propeller nach Einknicken des Fahrgestells die Grasnarbe ordentlich beschädigte. Damit hatte ich meinen ersten Alleinflug hinter mir; wenn auch nicht gerade ganz glatt gelandet, so war doch die Beschädigung unerheblich. Am nächsten Morgen um fünf Uhr ging es dann wesentlich besser. Ich erledigte an diesem Tage noch meine Pilotenprüfung, die darin bestand, dass in einer Höhe von 500 Metern drei Achten geflogen werden mussten. Die Landungen waren von da ab alle recht gut.“
Polizeistaffel
Während des Fronteinsatzes geriet Köhl in französische Kriegsgefangenenschaft, aus der er aber fliehen konnte und erhielt vom Deutschen Generalkonsulat in Genf einen Reiseausweis, mit dem er nach Deutschland einreisen durfte.

Im Fliegerhorst Böblingen wurde Köhl Leiter der neu gegründeten Polizeistaffel.
„Nach meiner geglückten Flucht aus der Gefangenschaft beschäftigte ich mich zunächst einmal in Böblingen wieder mit der Fliegerei. Dort bekam ich alle möglichen Typen von Flugzeugen in die Hand. Von diesen gefiel mir am besten der Fokker D 7, mit dem ich am liebsten halbe Stunden lang in Loopings in der Luft mich bewegte. In dieser Zeit hatte ich einmal einen kleinen Flugunfall.

Ich flog mit meiner damaligen Polizei-Flieger-Staffel, die eben zusammengestellt war, zum ersten Propagandaflug über unserer schwäbischen Hauptstadt Stuttgart. Schon beim Start war mit der Benzinzufuhr irgendetwas nicht ganz in Ordnung gewesen. Als wir über Stuttgart in Spiralen niedergingen, versagte plötzlich in 200 m Höhe der Motor, der Propeller stand. Lange Zeit zur Überlegung war nicht mehr. In den Anlagen und Straßen der Stadt wollte ich nicht landen, da dadurch das Publikum zu sehr gefährdet war. Über Stuttgart hinaus konnte ich jedoch auch nicht kommen, da Stuttgart in einem Talkessel liegt und die umliegenden Höhen dicht bewaldet sind. Ich entschloss mich daher zu einer Waldlandung, gab Tiefensteuer und ging in voller Fahrt auf den unteren Waldrand zu, zog dann mein Flugzeug hoch und ließ es nach der Höhe zu ausschweben, bis es sich in dem Moment, wo es rechts und links abrutschen wollte, auf die Bäume setzte. Langsam drehte es sich dann nach der Seite und rutschte noch ein Stück mit mir abwärts. So hing ich in meinem Flugzeug zwischen Himmel und Erde. Ich kletterte aus dem Flugzeug heraus, an der einen Tragfläche herunter und sprang die letzten Meter auf den Waldboden. Der Bruchschaden des Flugzeuges war nicht so bedauerlich, weil wir in Böblingen noch so viele Flugzeuge hatten, die doch in den nächsten Tagen zerschlagen werden mussten.


Da bei uns infolge des Friedensvertrages zunächst jede Fliegerei aufgelöst werden musste, so zog ich es in den Tagen des Mai 1920 vor, aus dem Dienst der Polizei-Flieger in den Dienst der Reichswehr überzutreten. Von Böblingen aus kam ich nach Ludwigsburg, wo ich lange Zeit die 7. Kompanie des dortigen Infanterie – Regiments als Kompanie-Chef führen durfte. Diese Zeit war im Vergleich zu den vorhergegangenen Jahren eine gewisse Ruhezeit.“
Spätere Verbindungen zu Böblingen





