Fliegerschule

1917-08-15 Aufruf Deutschen Fliegerbundes (Stg neues Tagblatt)

Anfang der 20er Jahre war die Begeisterung für die Sportfliegerei ungebrochen. So wollten sich auch in Böblingen Flugsportbegeisterte schulen lassen. Die beiden Veteranen des 1. Weltkrieges, Hermann Weller – schon 1917 Fluglehrer in Böblingen – und Major a.D. Palmer waren, auch von Regierungsseite, aufgerufen, eine kleine Fliegerschule aufzubauen. So wurde im Mai 1924 die „Erste Württembergische Fliegerschule G.m.b.H. Böblingen“ gegründet, wie sie bereits in Berlin-Staaken und Würzburg bestanden. Sie hatte sich die Ausbildung von Fliegern, sowie die Ausführung von Passagier-und Reklameflügen zur Aufgabe gestellt. Später kamen noch Magdeburg, Hannover und Schleißheim dazu. Alle wurden vom Reich unterstützt, da die hohen Kosten der Ausbildung von den Schülern nicht getragen werden konnten. Damit die Fliegerschule beginnen konnte, mussten aber erst die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Da in jenen Tagen (1925) auch die neu gegründete „Luftverkehr Württemberg AG“ (Luwag) einen Unterstellplatz für ihre Flugzeuge benötigte, hatte sich Böblingen bereit erklärt, eine große Flugzeughalle zu errichten.

BB-Flughafen 0 Halle 1 im Bau 1925
Anfang 1925 wurde mit dem Bau der neuen Flugzeughalle begonnen und Mitte Juli eingeweiht

Den Verhandlungen mit der Luwag waren solche mit der „Süddeutschen Sportflug G.m.b.H.„, einer Außenstelle der Sportflug GmbH, vorausgegangen.

(Quelle Slg. Günter Frost/ADL)

Nachdem die „Erste Württembergische Fliegerschule G.m.b.H. Böblingen“ mangels Erfolg wieder geschlossen hatte, kam es 23. März 1925 zum folgendem Vertrag:

  1. Die Südd. Sportflug nimmt auf dem Flugplatz Böblingen ab 1.5.1925 einen Flugbetrieb auf.
  2. Die Stadt erteilt der Sportflug auf die Dauer von 10 Jahren eine noch zu erstellende Flugzeughalle in der Größe von 60 X 30 X 60 m mit mindestens einem Anbau zur kostenlosen Benutzung zur Verfügung.
  3. Die Stadtgemeinde verpflichtet sich, die vom Landesfinanzamt gemietete Wohnbaracke, in welcher von ihr 18 Notwohnungen eingebaut wurden, bis spätestens 1.9.1925 restlos zu räumen, und der Sportflug zu vermieten.
  4. Die Südd. Sportflug verpflichtet sich, der Stadtgemeinde Böblingen den Unterschied der Zinsbeträge zwischen 9 und höchstens 12 % aus der Summe von 150.000 M, welche von der Stadtgemeinde Böblingen zur davon 18 Ersatzwohnungen zum derzeitigen Zinsfuß von 13 % aufgenommen wurden, auf die Dauer von 3 Jahren zu vergüten.

Major a.D. Hermann Palmer wurde der erste Leiter der neuen Fliegerschule Böblingen 

Fliegerschule BB

An Schulflugzeugen standen zunächst nur zwei Albatros L 30 zur Verfügung, welche die Luftreederei Magdeburg abgegeben hatte (D-498 und D-512). Mit zwei Maschinen war natürlich kein befriedigender Schulbetrieb möglich; nicht ohne Grund schrieben die Subventionsbedingungen der Sportflug GmbH ja vor, je Filiale mindestens 4 Schulflugzeuge vorzuhalten. Erst im Oktober/November 1925 wurde die Sollstärke erreicht, als je eine Sellhorn HSS 1 (D-541) und Heinkel HD 21 (D-732) in Böblingen eintrafen. Erstere stammte aus dem bisherigen Bestand der Sportflug GmbH Hannover. Im Dezember 1925 oder Januar 1926 folgte dann aus Hannover noch eine weitere Maschine, nämlich die Heinkel HD 21 D-685. (Quelle Slg. Günter Frost/ADL

Im Oktober/ November 1925 wurde ab Arado-Werk Warnemünde eine HD 21 mit dem Kennzeichen D-732 nach Böblingen geliefert. (Quelle Slg. Günter Frost/ADL)
Um die Jahreswende 1925/26 traf eine weitere Heinkel HD 21 in Böblingen ein, welche zuvor bei der Sportflug Hannover Dienst getan hatte und das Kennzeichen D-685 mit dem Namen „Lottimaus trug, vor der Herbst Ende 1927 Graf zu Castell-Rüdenhausen auf einem Foto abgebildet ist. (Quelle Slg. Günter Frost/ADL)
Süddeutsche Sportflug GmbH in Böblingen. Vor einer Albatros L 30 stehen (v.l.n.r.):
Anton Thumm, Werkmeister. Adolf Kull, Flugschüler. Walter Spengler, Fluglehrer.
Hermann Palmer, Geschäftsführer. Alfred Bäder, Pol.Oblt. Hessels, Flugzeugführer.
Friedrich Mack, Flugschüler. Martin Staniszewski, Leiter der Flugüberwachung.
Leinmüller, Monteur. Calls, Flugzeugführer. Arndt, Flugpolizist.

Anlässlich des Süddeutschlandfluges im Mai 1926 wurde auch über die Böblinger Fliegerschule berichtet

Die Fliegerschulen mussten – wie sie seither betrieben und mit staatlichen Mitteln unterstützt wurden – aufgrund des „Pariser Luftfahrtabkommens“  vom Mai 1926 wieder schließen. Einen Ausweg wurde aber insofern gefunden, als von der „Deutschen Luftfahrt G.m.H.“, die ihren Sitz in Berlin hatte, in einzelnen Städten, wie in Staaken, Würzburg und Böblingen, Fliegerschulen eingerichtet werden durften.


1927-03-16 (Badische Presse)

1927-03 wurde eine neue Ära eingeleitet (Badische Presse )

Erster Leiter der Deutschen Luftfahrt G.m.b.H. wurde Major a.D. Leon Leonhardy (*13.11.1880 - +12. Juli 1928). Presse kurz nach seinem Amtsantritt: Major a.D. Leonhardy, der Geschäftsführer der neu gegründeten gemeinnützigen „Deutschen Luftfahrt G.m.b.H.“ gab, im Hinblick auf die Ausbildung von Jungfliegern ein klares Bild über die zukünftige Gestaltung und Tätigkeit der Fliegerschulen in Königsberg i.Pr, Würzburg und Böblingen, während Major a.D. v, Linsingen vom Ausschuss für Motorflugzeuge über, die in diesem Sommer zu veranstaltenden 30 Flugtage, sprach. Von Fachleuten aufgezogene Veranstaltungen, an denen eine Jungfliegerstaffel teilnehmen wird, sollen immer breitere Schichten unseres Volkes für unsere Sportfliegerei gewinnen. Gleichzeitig müssen diese Flugtage auch die nicht unerheblichen Mittel für die Durchführung der flugsportlichen Betätigung aufbringen.

Leon Leonhardy (X) bei einem Besuch auf dem Flugplatz Böblingen


Am 15. April 1927 nahm die Zweigstelle Böblingen den Flugbetrieb auf, der erste Leiter wurde Hauptmann a.D. Weese.

Weese_foto

Fliegerschulen (HR)Flugschule Werbung

1927-09-22 Württemberger Zeitung „Die Fliegerschule“ Die Fliegerschule in Böblingen, 1925 eröffnet, hat sich aus der Südd. Sportflug G.m.b.H. herausentwickelt. Jetzt wird sie von der Luftfahrt G.m.b.H. Berlin unterhalten, deren eine Zweigstelle sie ist. Außer in Böblingen gibt es nur noch eine Fliegerschule in Deutschland, in Würzburg. Der Andrang ist sehr stark. Gegenwärtig sind 46 Schüler oben. Die Ausbildung dauert drei Monate und kostet tausend Mark. Zuerst kommt ein Sportvorkurs und dann der eigentliche flugtechnische Kurs, sie steht unter der bewährten Leitung von Major Palmer.


Die Fliegerschule auf dem Flugplatz bestand aus der Schule und der Unterkunft für die Flugschüler.

Unterricht in der Schule
Musikkapelle vor der Schule
Die Flugschüler – hier vor den Unterkünften – mussten sich auch körperlich ertüchtigen, nicht nur beim Sport, wie im obigen Faltblatt der Fliegerschule beschrieben, steht
… und der Spaß kam auch nicht zu kurz
Pause bei der Ausbildung

Am 1. April 1929 wurde Hauptmann a.D. Weese Leiter der Deutschen Luftfahrt G.m.b.H. in Berlin und trat damit die Nachfolge des am 12. Juli 1928 verstorbenen Majors a.D. Leonhardy an.

Sein Nachfolger wurde Hauptmann a.D. Engwer. Am 18. September 1930 kam Engwer beim Böblinger Flugzeugunglück mit Fritz Schindler ums Leben. Deshalb übernahm Weese aus Ersparnisgründen nebenamtlich wieder die Leitung der Fliegerschule Böblingen.

Am 1. März 1931 übernahm Rudolf Trautwetter die Fliegerschule. Nachdem dieser im September 1933 Leiter der Fliegerschule Würzburg wurde, übernahm Hermann Huppenbauer die Leitung.

In seinen Erinnerungen schreibt Huppenbauer ausführlich über die Fliegerschule Böblingen:


Eine Art Vorstufe für diese Fliegerschule war der 1927 eingerichtete „Jugendfliegerhorst“ , der vom „Württembergischen Luftfahrtverband e.V.“ innerhalb des „Deutschen Luftfahrtverbandes e.V.“  mit Sitz in Berlin unterhalten und von Major a.D. Palmer geleitet wurde, der damit als Leiter der Fliegerschule von Weese abgelöst wurde.

Dass die beiden Flugschulen (Klemm-Werkschule und SportfliegerschuleSüddeutsche Sportfliegrei nicht nur „am Rande mitliefen“ zeigen die Zahlen der Luwag AG aus dem Geschäftsbericht 1928. Von den insgesamt 74.832 An-und Abflügen auf dem Flugplatz Stuttgart Böblingen entfielen auf die Flugschulen allein 62.332 (ca 83 %)


4.v.l. Major Palmer
1. Lusser 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.Hanel 11. 12. Bauer .
Fliegerschule Gruppe (StadtA_BB_E002-007_Nr_007222
Fliegerschule Startfeld Richtung Dagersheimer Strasse mit Turmuhr
BB-Fliegerschule2 (Todt)

Fliegerschule in der Anfangszeit – Klemm L20_D-979, Heinkel HD21 D-722, Raab-Katzenstein D-1169

Heinkel HD21 D-676
Heinkel HD21 D-732 Xaver Leinmüller bei der Überholung (Sportflug)
Heinkel HD21 D-762 Süddeutscher Sportflug Böblingen

Udet U12 Flamingo

Udet U12 D-865 crash Flugschule
Udet Flamingo U12 D-867. Am 14. Januar 1930 stürzte die Maschine ab. Der Pilot wurde schwer verletzt, die Maschine geborgen und mit der Bahn nach Böblingen transportiert.
Deutsche Luftfahrt BB Udet Flamingo U12 D-905 Hermann Köhl Kunstflugausbildung 1928 - Per Aspera ad Astra (2)
Udet U12 D-905 Flamingo
Udet U12 D-905 Flamingo
Deutsche Luftfahrt BB Udet Flamingo U12 D-905 Hermann Köhl - Per Aspera ad Astra -
Udet U12 D-905 Flamingo. Am Steuer Hermann Köhl Flugtag Ulm 1928-08-26
Udet U12 D-905 Flamingo
Udet Flamingo U12 D-905 mit Emil Arndt
Udet U12 D-905 Flugschule

*) am 16. Juli 1930 stürzte die D-905, gesteuert von der 38jährigen Paula Kister aus Böblingen, in der Nähe der Heistermühle (Odenwald) ab, die dabei den Tod fand.


1930-08


1931-03-18


1931-07-12 Illustrierter Sonntag

Durch die mangelnde Flugerfahrung der Flugschüler gab es immer wieder Flugunfälle, oft mit tödlichem Ausgang. Hier einige Beispiele aus der Presse:

(Notlandung BadH_1931-09-22_Nr-218 5)

2 Responses to Fliegerschule

  1. Avatar von Klaus Munker Klaus Munker sagt:

    Hallo, ich baue gerade einen Flamingo 1:3 (3,3mSw.)und überlege ob ich die Maschine von
    Hermann Köhl als Vorbild nehme. Schön wäre wenn ich dazu noch eine farbige Vorlage vom
    Emblem “ PER ASPERA DO ASTRA“ finden könnte. Können Sie mir da helfen?
    Vielen Dank für Ihre Mühe.

    Mit freundlichen Grüßen
    Klaus Munker

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