Böblingen

Der erste Start einer Linienmaschine der „Deutschen Luft Hansa“ erfolgte um 07.25 Uhr auf der Flugstrecke Berlin-Tempelhof nach Zürich-Dübenhof mit vier Passagieren, mit Zwischenstopps in Halle, Erfurt und Stuttgart-Böblingen

Berlin-Tempelhof – Die Passagiere besteigen eine Fokker-Grulich FII D-742 zum ersten Linienflug der Luft Hansa
Fokker FII D-742 Böblingen
und später immer wieder in Böblingen
Fokker FII D-742 Böblingen_
und später immer wieder in Böblingen

Der Böblinger Bote berichtet am 10. April 1926
Luftverkehr 1926 Böblinger Bote Sonderbeilage 6.4.1925 Karte

„Die deutsche Luft-Hansa A.G. beginnt heute mit der Wiederaufnahme des fahrplanmäßigen Luftverkehrs durch Inbetriebnahme von etwa einem Fünftel des in unserer Skizze wiedergegebenen Streckennetzes. In Berlin startet das erste Verkehrsflugzeug  um 7.25 Uhr vormittags nach Halle-Erfurt-Stuttgart-Zürich. Ein zweites begibt sich um 9 Uhr vormittags auf die Reise nach Köln. 11.20 Uhr soll die erste Maschine aus Hamburg auf dem Tempelhofer Felde eintreffen, während das Gegenflugzeug den Berliner Flughafen um 3.15 Uhr nachmittags verlässt. In Hamburg ist der Anschluss von und nach Kiel und Flensburg gewährleistet. Vier weitere, Berlin nicht berührende Linien, werden gleichfalls heute in Dienst gestellt. Vom 19. April ab wird fast das gesamte Streckennetz beflogen werden.

In unserer Karte sind diejenigen Flugwege stärker hervorgehoben, die als „internationale“ Strecken vom Reich voll subventioniert werden. Das schwächer gezeichnete innerdeutsche „Zubringer“-Netz hat sich gegen das Vorjahr um die Verbindungen mit der befreiten Kölner Zone vermehrt; in Mitteldeutschland macht sich in der Linienführung ein stärkeres Hervortreten von Halle bemerkbar. Die Ausgestaltung im Einzelnen ist von der Subventionsfreudigkeit der Länder, Provinzen und Städte, wesentlich beeinflusst worden. Zur Beurteilung der Verkehrsdichte muss man berücksichtigen, dass auf den einzelnen „Strecken“ werktäglich“ nur je ein einzelnes Flugzeug in beiden Richtungen fliegt, das im Inland 5 bis 6, auf Auslandslinien 9 bis 11 Passagiere zu befördern vermag. Eine Ausnahme macht die kurze, aber von Vergnügungsreisenden gern besuchte Strecke München-Innsbruck, auf der in diesem Sommerhalbjahr täglich zwei Flugzeug-Paare pendeln werden.

Dass auch weiterhin am Sonntag jeder planmäßige Luftverkehr ruht, gibt dem Luftverkehr eine bedauerliche und völlig unzeitgemäße Ausnahmestellung gegenüber den anderen Verkehrsunternehmungen, die sich des Sonntags vermehrt in den Dienst des Publikums zu stellen pflegen.“

 weiterere Bericht über den Erstflug

  • Um 12.40 Uhr landete das Flugzeug mit dem Pilot Otto Babekuhl in Böblingen. An Bord  des sechssitzigen Flugzeugs waren fünf Pasagiere, darunter ein frisch getrautes Hochzeitspaar auf dem Weg in die Flitterwochen. Für die Reise in die Schweiz mussten sie je 140 Reichsmark bezahlen, die Strecke nach Böblingen kostete 105 Mark.
  • Die Maschine war ein einmotoriger Fokker-Grulich Hochdecker, ein Lizenzbau der FII, hatte ein offenes Cockpit und eine geschlossene Kabine mit Toilette und Waschraum. Die Reisegeschwindigkeit betrug 120 km/h.
  • Am folgenden Tag ging es auf derselben Route wieder zurück und schon war die Nachfrage grösser als das Angebot, zwei Kunden musste die Luft Hansa bereits zurückgewiesen werden.

Vorwärts

Reisebeschreibung des Erstfluges vom Meteorologen Dr. Ernst Thorst  (gekürzt aus „Böblingen-Fliegerstadt und Garnison“) Eröffnung der Flugstrecke Nr.15 der „Deutschen Lufthansa“ Berlin-Stuttgart (über Halle-Erfurt, Endhafen Zürich). Kein Bordfunk, kein Peilfunk, keine automatische Kurssteuerung, folglich kein Flug in, durch oder über die Wolken. Also nur Wetterberatung, ob ein Flug durchführbar ist oder nicht. Bei „nicht“, werden die Passagiere „ausgelüftet“ und zweiter Klasse per Bahn weiter verfrachtet. Das kam öfters vor, weil zwischen Erfurt und Stuttgart der Thüringer Wald liegt, dem bei Winden aus Nord wie auch Süd am wohlsten unter einer dicken Wolkendecke ist. Zum Blindflug durch diese Decke reichte der schlichte Wendezeiger aber nicht aus. Also musste auch in Erfurt ein Wetterfrosch eingesetzt werden. Nun, die Herren Flugzeugführer von damals waren nicht zimperlich, zum Teil alte Adler aus dem I.Weltkrieg. Gab’s damals doch mitunter bei Flaschenwetter eine Möglichkeit, Gefahrenzonen auszuweichen und wolkenumhüllte Höhen, Gewitter oder Nebelfelder zu umfliegen. So gingen sie auf der Strecke Erfurt-Stuttgart gern das Wagnis ein, sich über das Werratal bei Eisenach zwischen den Bergen hindurchzuwinden. Den damals „möglichen Fahrgästen mochte in der engen Kabine dann nicht ganz wohl zumute gewesen sein. So wenig wie mir, der ich an einem Waschküchentag damals, von Beruf wegen ausnahmsweise, als fünfter Passagier auf den noch einzig freien Platz neben dem Piloten zu sitzen kam, fahrtwindumsäuselt und das Gedröhn des Motors im Ohr. Man war ja nur nach vorne gegen Öl- und Gaseruptionen gedeckt, wo sich der Auspuff befand, seitlich hingegen hatte man freien Ausblick. Da war zugleich der Einstieg zum Pilotensitz, und das war jedes Mal beim hochbeinigen Fokker F II eine akrobatische Leistung, bis man drin war. Als wir dann Eisenach erreichten, goss es in Strömen, und die Wolken hingen tief. Während der gute Adolf Schirmer die harten Böen, die seine D-717 in der schmalen Senke anfielen, im Schweiße seines Angesichts mit dem Steuerknüppel zu parieren hatte, wurde mir als noch nicht so wasserdichtem Wetterfrosch ein Freibad erster Güte zuteil.

Es gab auch schon Regeln für Piloten und Passagiere:
  • Die Passagiere mussten aus den  „Anordnungen für Luftpassagiere“ z.B. noch folgende Warnungen beachten: „Nicht den Kopf oder den Arm plötzlich über Bord strecken; man könnte durch den Luftdruck überrascht und verletzt werden . . . Hochflieger sollten vorher Wasser abschlagen und keine Speisen wie Erbsen, Bohnen oder Schwarzbrot zu sich nehmen . . . „
  • So heißt es in der ersten Piloten-Anweisung der jungen Lufthansa: „Der Genuss berauschender Getränke oder irgendwelcher Rauschgifte vor dem Fluge und während des Fluges sowie das Rauchen im Führersitz ist streng verboten. Auf Streckenflügen ist das Abweichen vom Kurs, etwa um landschaftlich schöne Punkte den Fluggästen zu zeigen, oder das Umkurven solcher Punkte verboten.“
Zum 65. Jahrestag am 06. April 1991 veröffentlichte die Bildzeitung einen Bericht vom Erstflug Vorsichtig setzte Pilot Otto Babekuhl seine Fokker-Grulich auf der Rollbahn in Böblingen auf. Es war 12.40 Uhr, als das allererste Flugzeug der erst drei Monate vorher gegründeten Luft Hansa auf dem damaligen Stuttgarter Flughafen landete. Es war Dienstag, der 06. April 1926. Am Morgen war die von einem 240 PS starken BMW-IV-Motor angetriebene Maschine, eine fliegende Kiste, mit offenem Cockpit und geschlossener Kabine zu ihrem Jungfernflug gestartet. Flugroute Berlin-Halle-Erfurt-Stuttgart und weiter nach Zürich. Fünfeinviertel Stunden brauchte die Fokker bis Stuttgart. An Bord des sechssitzigen Flugzeugs (inklusive Pilotensitz) waren fünf Passagiere, darunter ein frisch getrautes Hochzeitspaar auf dem Weg in die Flitterwochen. Für die Reise in die Schweiz mussten sie je 140 Reichsmark bezahlen, die fünfeinviertel Stunden bis Stuttgart kosteten 105 Mark. Großen Wert legte die Luft Hansa (schrieb sich bis 1933 in zwei Worten) schon damals auf Komfort an Bord. In der 10,25 m langen Fokker gab es noch keine Stewardess, aber Toilette und Waschraum.

Die Deutsche Bundespost leistete sich anlässlich des 50.Jahrestages einen peinlichen Fehler. Sie bildete auf einer Erinnerungskarte versehentlich eine Dornier Komet III statt der Fokker-Grulich ab. Dazu ein Bericht des Schweizer Briefmarkenklubs



Mit dieser Maschine fand der Erstflug statt (Details zur Fokker FII)
d-378-fokker-f3-c
 Fokker-Grulich Beispielbild
  • 15. ab 06.April 1926 Berlin-Halle-Erfurt-Stuttgart-Zürich
  • 08. ab 12.April 1926 Zürich-Stuttgart-Frankfurt-Hannover-Hamburg
  • 36. ab 12.April 1926 München-Stuttgart-Baden_Baden-Mannheim-Darmstadt
  • 38. ab 12.April 1926 Basel-Stuttgart-Fürth_Nürnberg

Die Deutsche Luft Hansa nimmt am 06.April 1926 mit zunächst 110 Flugzeugen den Flugbetrieb auf; es werden 57 Städte innerhalb Deutschlands (einige Wochen später 60) und 15 Städte im Ausland angeflogen.

… wie ging es weiter in Böblingen: Die Deutsche Luft Hansa baute Böblingen zu einem ihrer wichtigsten Stützpunkte in Deutschland aus. Das Foto zeigt die „erste Mannschaft“

BB-Flughafen Lufthansa 1.lh-mannschaft smallElse Kopp-Wagner Lufthansa_Emblem (2) small

2 Responses to Böblingen

  1. Avatar von Lothar Hagen Lothar Hagen sagt:

    Hervorragende Bilder aus der deutschen Flieger-Geschichte.

    Bilder noch nie gesehen.
    PS.: hab schon einige gesehen,
    Gruß ein Modellflieger aus HAgen.

  2. Avatar von Stacy Morley Stacy Morley sagt:

    Lovelly blog you have here

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