… wie alles begann
Vorwort
Aufklärungsflieger im Ersten Weltkrieg (zitiert aus OWL und der Erste Weltkrieg 1914-1918) Das Flugzeug war 1910 in der deutschen Armee eingeführt worden. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren insgesamt 232 Flugzeuge verfügbar, die Feldflieger- und Festungsfliegerabteilungen zugeordnet waren. Im Rahmen einer ersten Umstrukturierung kamen in der zweiten Jahreshälfte 1915 Artilleriefliegerabteilungen hinzu; im weiteren Kriegsverlauf folgten noch mehrere Reorganisationen der Fliegertruppe. Bei Kriegsbeginn gehörten 500 Piloten und Beobachter zur Fliegertruppe des Deutschen Kaiserreichs. Zunächst dienten die Einsätze in erster Linie der Aufklärung. Auf diesem Gebiet verdrängten die Flugzeuge schon nach kurzer Zeit die Kavallerie, die bis zum Ersten Weltkrieg die Observation des Gegners übernommen hatte. Die Aufklärungsflieger erkundeten aus der Luft das Terrain, beobachteten die feindlichen Truppen und lenkten die eigene Artillerie. Dabei bedienten sie sich der Luftfotografie: Aus dem zweisitzigen Flugzeug heraus schoss der Beobachter mit einer Kamera Fotos, die später am Boden entwickelt und ausgewertet wurden. Die Bilder lieferten wichtige Informationen für die Angriffsplanung.
Warum fiel die Wahl gerade auf Böblingen ? Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 war das Deutsche Reich gezwungen, auf allen Gebieten zu rüsten: Zu Land, zu Wasser und in der Luft. Während im ganzen Deutschen Reich bereits 11 Ausbildungs-Flugplätze vorhanden waren, besaß Württemberg zu jener Zeit keinen eigentlichen Flugplatz, sieht man einmal vom Cannstatter Wasen ab, der als Exerzier-und Sportflugplatz genutzt wurde. So überlegte man sich im Württembergischen Kriegsministerium, wo der Militärflughafen errichtet werden könnte. Es stand nur fest, dass er sich in der Nähe des Generalkommandos Stuttgart befinden müsste. Von der Königlich preußischen Heeresleitung wurden besonders fähige Offiziere in die Länder entsandt, um in Zusammenarbeit mit den dortigen Ministerien nach geeignetem Gelände zur Anlegung eines Ausbildungsflugplatzes zu suchen. So wurde von der Inspektion der Fliegertruppe der Königlich preußische Fliegeroffizier Hauptmann Robert Holzmann, geb. in Dürrheim und ehemaliger Offizier im Grenadier Rgt.199 „Königin Olga“, wieder nach Stuttgart in Marsch gesetzt, mit dem Auftrag, in Zusammenarbeit mit dem Königl.Württ. Kriegsministerium, in der Region Stuttgart ein geeignetes Gelände zu erkunden.


Das lange Feld bei Ludwigsburg lehnte das Kriegsministerium als „Kornkammer“ Württembergs ab, die Verhandlungen mit Fellbach scheiterten wegen des zu hohen Preises für Grund und Boden. Seine weiteren Erkundungen erstreckten sich bald auf die Stadt Böblingen und Umgebung. Nachdem Holtzmann am 12. Mai 1915 das Gelände besichtigt hatte, kam mit der Stadtverwaltung Böblingen bald eine Einigung zustande.
Das Gelände war eine weite Fläche „Im Ranktal“ zwischen Böblingen, Sindelfingen und Dagersheim, eine kilometerlange, vorwiegend aus Wiesen bestehende Ebene. Bei länger anhaltendem Regen glich das Gelände aber eher einem großen See, und so war eine großzügige und durchgreifende Entwässerung erforderlich. Am 27. Mai 1915 besichtigte der Württembergische Kriegsminister, General der Infanterie, Otto von Marchtaler das Gelände. Kurz darauf fiel vom Kriegsministeriums die Entscheidung. Eine Kommission wurde eingesetzt, die sofort Verhandlungen zur Pacht und Kauf von Grund und Boden, der in 600 Einzelparzellen aufgeteilt war, der qm-Preis zu 40 Pfg., mit den Grundstückseigentümern und der Bevölkerung in Böblingen. Im Böblinger Boten vom 14. Juli 1915 wurde auch gleich unmissverständlich mitgeteilt, dass die Grundstückseigentümer auch mit einer vorläufigen Beschlagnahme ihrer Grundstücke rechnen müssen.

Bevor es zu diesem Kauf kam, hoffte auch Herrenberg auf den Flughafen. Nachfolgend ein Auszug aus dem Gemeinderatxprotokoll der Oberamtsstadt Herrenberg vom 18.Juni 1915: Der Erlass des K. Kriegsministeriums vom 06.06.1915, Nr.4986, wonach von dem Anerbieten der Stadt zur unentgeltlichen Abgabe des Geländes für einen Flugplatz kein Gebrauch gemacht werden könne, da eine andere Entscheidung bereits erfolgt sei (Standort Böblingen !!), wird zur Kenntnis der Kollegien gebracht. Anschließend hieran beantragt der Vorsitzende, der K. Heeresverwaltung für etwaigen künftigen Bedarf ein Angebot in der Weise zu machen, dass die Stadt für alle sich hierher eingehenden Fälle ein Entgegenkommen bei Bauplatzbeschaffung usw. heute schon ausspreche. Die Kollegien erheben diesen Vorschlag zum Beschluss und ermächtigen den Vorsitzenden, geeignetenfalls mit dem K. Kriegsministerium sich ins Benehmen zu setzen.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass Sindelfingen auch einige qm für den Böblinger Flugplatz beigesteuert hatte und dafür durch irgendwelche militärische oder gewerbliche Anlagen entschädigt werden wollte. Zu dieser Zeit suchte die Daimler-Motorengesellschaft (DMG) in Untertürkheim Gelände zur Ausweitung ihrer Produktion. Mit der Vermittlung des Böblinger Flughafenkommandanten bot Sindelfingen der DMG Gelände an, dass von sie für die Errichtung von Fabriken und Fliegerübungen erwarben. Die Daimler-Motorengesellschaft entwickelte sich 1926 zur Daimler-Benz AG und beschäftigte Ende des Ersten Weltkriegs schon 5.000 Arbeiter. (siehe separate Seite Daimler)
Nachdem Offiziere nochmals das Gelände auf seine Eignung geprüft hatten, traf am 16. Juli 1915 ein 73 Mann starkes Kommando mit Soldaten und Handwerker unter der Leitung des Hauptmann Beer aus Gotha (Fliegerausbildungsabteilung 3) ein, das somit den Grundstock für die Böblingen entstehende preußische Flieger-Ersatzabteilung Nr.10 (Fea 10) bildete. Sie wurde durch König Wilhelm II. mit Verfügung vom 28. August 1915 in Fliegerersatzabteilung (Württ.) Nr.10 umgewandelt. Bald rückten noch weitere 400 Mann bei der Arbeitskompanie ein. Es wurde sofort mit dem Bau der erforderlichen Unterbringungs-, Wirtschafts-, Betriebsträume und Flugzeughallen in Zusammenarbeit mit der Bauunternehmung Baresel begonnen. Doch bald hatten die Soldaten und Bauarbeiter auch mit einem steigenden Wasserspiegel zu kämpfen. Die lange Trockenperiode, die maßgeblich zur Entscheidung des Fliegerstandorts in dem bekannten, aber nicht beachteten Moorgebiet mit dazu beigetragen hatte, war zu Ende. Es mussten zusätzlich viele Drainagerohre, und dies während der gesamten Kriegszeit, wozu auch französische Kriegsgefangene herangezogen wurden, verlegt werden.




Abzeichen
Schon im Herbst 1915 landeten die ersten Heeresflugzeuge aus der Fliegerabteilung Gotha.
Ihre Flugzeuge waren zunächst in fünf großen Zelten untergebracht, denen bald eine große Flugzeughalle und eine zweite große Halle als Flugzeugwerft folgten. Die ersten in der Luft kreisenden Flugzeuge wurden am 12. und 13. Agust von der Einwohnerschaft und namentlich von den Kindern angestaunt und mit großer Freude begrüßt.
Der Flugplatz ist fertig
Am 16. August 1915 wurde der neue Flugplatz eingeweiht, Stadtschultheiß Dingler hielt dabei die Festansprache. Unter Glockengeläut und Böllerschüssen umkreist ein Flieger dreimal die Stadt und wirft auf die große Zuschauermenge auf dem Gelände Plattenbühl folgendes Flugblatt ab:
„Ihrer neuen Garnison, der gastfreundlichen Stadt Böblingen, entbietet die Flieger-Ersatz-Abteilung 10 aus luftiger Höhe ihren ehrerbietigsten Gruß: von Beers, Hauptmann und stellvertretender Abteilungs-Führer – Köhr, Oberleutnant und Büro-Offizier. 380 m über Rathaus Böblingen, 16.August 1915„
Die bürgerlichen Kollegien wurden in Militärautos auf dem Flugplatz abgeholt. Dort begrüßte Stadtschultheiß Dingler in einer Ansprache die anwesenden Offiziere und überreichte jedem von Ihnen als Angebinde der Stadt einen silbernen Becher. Darauf erwiderte Hauptmann von Beers dankend und brachte ein Hoch auf die Stadt Böblingen aus, das von den zahlreichen Anwesenden begeistert aufgenommen wurde, Böblingen ist nun zur Garnisonsstadt geworden. Unter dem ersten Flugplatzkommandanten, Rittmeister von Hantelmann, der schon nach wenigen Monaten von Hauptmann Ruff abgelöst wurde, ging der Ausbau unter der Geschäftsführung der Stuttgarter Baufirma Hangleiter und mit einbezogenen Firmen, darunter auch das Zimmergeschäft Hofmeister, das vor allem die Kasernenbauten in Holzbauweise erstellte, zügig weiter. Die Entwässerung und Einebnung des Platzes, dessen Feuchtigkeit für den Verkehr von Flugzeuge doch recht störend und nachteilig war, besorgte die Firma Baresel. In den nächsten Wochen trafen weitere 400 Mann bei der Arbeitskompanie der Fliegerabteilung ein und so reichten die Unterkünfte auf dem Flugplatz bald nicht mehr aus. Es wurden vor allem in den Fabrikanlagen Renz, Wanner, Hautana, Hoch sowie in den Hotels Zimmermann, Post, im Schönbuchsaal und im Darmsheimer Hirsch größere Räume angemietet. Sogar in Vaihingen/Filder wurden Massenquartiere eingerichtet. Leider führten die Quartiere mit der Zeit durch ihre unzumutbaren hygienischen Verhältnisse immer wieder zu Beanstandungen.


Am 8. September 1915 wurde dem Generalkommando nach Stuttgart gemeldet, daß die Fea 10 die ersten Probeflüge ausführen würde.

Weitere Hallen aus Holz schossen anschließend schnell aus dem Boden. Die Zelte, die als Übergangslösung dienten, verschwanden.




Die Kommandeure der Fliegerersatzabteilung Fea 10
- Rittmeister Hantelmann
- Hauptmann (später Oberst) Ruff
- 1917 Hauptmann Brauer
- ab Herbst 1917 bis Anfang 1919 Rittmeister Egon Graf von Beroldingen
Den Kommandeuren unterstanden 4 Kompanien sowie das gesamte Bodenpersonal. Die Gliederung:
- Fliegerkompanie
- Werftkompanie. Als Monteure und Flugzeugwarte für die Flugzeugwerft wurden Facharbeiter für Flugmotoren und Flugzeuge der Daimler-Motorenwerke Untertürkheim verpflichtet.
- Bau-und Ersatzkompanie
- Rekrutenkompanie
Die Kompanien, die anfänglich 10 bis 200 Mann zählten, vergrößerten sich teilweise auf weit mehr als 1.000 Mann je Kompanie.
Das Leben in der Stadt
In den Erinnerungen 1914/1918 der Stadtgemeinde Böblingen von Rektor Georg Wacker heißt es Ende 1915: Und doch beginnt der Kriegsernst in Böblingen allmählich lockerer zu werden, seitdem unsere Stadt Garnison für Fliegerausbildung geworden ist. In der Heimat fühlen sich die Flieger, Beobachter und noch mehr die Werftarbeiter vor dem Feinde sicher. Für die vielen Gefahren und Entbehrungen im Felde suchen sie sich durch alle erreichbaren Genüsse schadlos zu halten. Die kleine Stadt gleicht einem einzigen Soldatenlager. Abends wird es recht lebendig. Während ein Teil Offiziere und Soldaten durch die Straßen spaziert und von der Einwohnerschaft, namentlich vom weiblichen Teil, sich bewundern lässt, füllt der andere Teil die Gasthäuser und Stammlokale, um Mahlzeiten einzunehmen, die über das durch die allgemeine Not gebotene und gesetzlich erlaubte Maß manchmal weit hinausgehen, namentlich bei den Offizieren.
Auf dem Tisch Kaffee – unter dem Tisch leere Weinflaschen

Natürlich darf in einer so rasch empor blühenden Garnison auch die Musik nicht fehlen. Musikmeister Maschke, gelernter Hornist, gründet mit musikalischen Kräften der Fliegerabteilung eine Kapelle, die sich zum ersten Mal am 5. Dezember auf dem Marktplatz und später jeden Sonntag abwechslungsweise auf dem Elben- Post- und Marktplatz spielte.


Man weiß nicht, ist es Neugierde oder der Drang, einmal aus dem Kriegsjammer herauszukommen oder die frohe Hoffnung auf den künftigen Sieg: Fast die ganze Stadt gibt sich hier ein Stelldichein, vor allem die weibliche Jugend. Gleicherweise üben die Weihnachtsfeiern der Flieger in drei Lokalen, im Zahn’sche Saal, der Post und bei Theurer in der Marktstraße eine große Anziehungskraft aus.
Die Fliegerstation ist fertig
Am 22.Januar 1917 wurde den übergeordneten Dienststellen gemeldet, daß die Fliegerstation Böblingen gebaut sei, d.h. mit allen Provisorien. Da sich die Garnison weiter vergrößerte wurde im Herbst 1917 beschlossen, schnellstens weitere Gebäude zu errichten, die Bauarbeiten wurden bis Kriegsende weitergeführt.
Gebäude

Firma Dreyschütz hatte ihren Sitz in Böblingen



Kasino

Die ersten Pächter des Kasinos waren die Besitzer des Gasthofes Theurer aus Böblingen. (Wolf)
Kasino innen (links Frau Baisch)


Für das leibliche Wohl der Soldaten sorgte auch eine eigene Bäckerei
Sport
Die sportliche Ertüchtigung spielte für den Kommandeur von Beroldingen bei der Ausbildung eine große Rolle

Die Gesamtbelegung war bald auf über 4.000 Offiziere und Mannschaften angestiegen.
Die Fliegerkompanie hatte die Aufgabe Soldaten am und im Flugzeug auszubilden, die Ausbildung begann am 01. Januar 1916. Die Flugschüler waren in der Regel ausgebildete Soldaten aller Waffengattungen, teilweise auch bisherige Angehörige der Baukompanie und der Rekrutenkompanie. Die Ausbildung dauerte im Ganzen sechs bis acht Monate, sie war in zwei Lehrgänge aufgeteilt. Im Laufe des Krieges verkürzte sich diese Zeit bis zu 3 Monate. Die ausgebildeten Flugzeugbesatzungen wurden hauptsächlich an die Westfront abgestellt.
Ausbildung Flieger und Beobachter
Wie ein Tagesablauf während der Ausbildung ablief, schildert Karl Reich in einem Brief an die Stadtverwaltung Böblingen am 22. Dezember 1917. „An die Stadtgemeinde. Möchte Ihnen einiges über unser Leben und Treiben bei den Fliegern mitteilen. Ich wurde im Oktober von der Infanterie zu der Flieger-Ersatz-Abteilung Böblingen versetzt. Machte zur Ausbildung als Monteur einen Werkschulkurs mit, nach dessen Beendigung ich in die Fliegerkompanie eingeteilt wurde. Seitdem bin ich als Monteur in einer Fliegerhalle tätig. Unser Dienst ist streng. Um 5 Uhr Uhr früh müssen wir aufstehen. Nach dem Antreten um 6 Uhr wird geschlossen zu den Flughallen marschiert. Daselbst sind ein bis zwei Monteure mit Aufgaben für ein bestimmtes Flugzeug betraut. Wir müssen die Flugzeuge startbereit machen und etwaige
Beschädigungen ausbessern und Reparaturen vornehmen. Ist das Flugzeug startbereit, wird es vor die Halle geschoben und nochmals nachgesehen, ob sämtliche Teile in Ordnung sind. Darauf wird es umgedreht, und der Flugzeugführer übernimmt dasselbe, um es zum Start zu bringen, von welchem aus er seine Flüge unternimmt. Nach der Rückkehr vom Flug werden wieder alle Einzelheiten nachgesehen, etwaige Schäden gebessert und das Flugzeug in die Halle geschoben. Manchmal kommt es auch vor, daß eine Maschine nicht mehr zurückkehrt. Gewöhnlich trifft dann die telephonische Mitteilung ein, daß das Flugzeug „Bruch“, d. h. Notlandung gemacht hat und nicht mehr zurückfliegen kann. Da heißt es dann, Werkzeug einpacken und an Ort und Stelle der Landung die Fehler beseitigen; gelingt letzteres nicht, muß das Flugzeug abmontiert und mittels Auto oder Bahn in seinen Hafen zurückbefördert werden, wo es dann zur gründlichen Wiederherstellung in die Werft gelangt. So lange die Maschine in der Werft ist, wird uns eine andere zur Behandlung zugewiesen. Nach einbrechender Dunkelheit ist „Startschließen“, und alle Flugzeuge müssen in die Halle verbracht werden. Sind alle nachgesehen, haben wir Feierabend. Für uns sind als Quartiere Holzbaracken erbaut worden. In diesen empfinden wir auch die Kohlenknappheit. Den Folgen der letzteren zu begegnen, kriechen wir eben schon um 9 Uhr ins Bett, das uns wärmt, bis der Ruf des Diensthabenden „Aufstehen!“ uns morgens zur Aufnahme neuer Tagesarbeit ermahnt. Karl Reich.“





Die Mannschaften wurden an fast allen damals zur Verfügung stehenden Flugzeugen ausgebildet, wie z.B.

Albatros DV




Aviatik C.I – hier über Stuttgart –
DFW C.V







Pfalz E.I

Werkstatt






Werftschule














Etwa fünfzig Prozent der im ersten Weltkrieg eingesetzten deutsche Flugzeuge waren mit Daimlermotoren ausgestattet. Die Ausbildung der deutschen Fliegertruppe und damit auch den Angehörigen der Fea 10 an diesen Motoren erfolgte überwiegend an der DMG-Motorschule in Wangen (jetzt Stuttgart-Wangen).
Werftschule Kurse

Zur Ausbildung der Flieger wurden die vorhandenen Räume der 1907 stillgelegten Böblinger Zuckerfabrik am Oberen See als Weftschule genutzt. Auf dem unteren Bild sieht man deutlich Flugzeuge auf dem Hof.
Zuckerfabrik Lageplan (HA Stg)
Ein Kurs 1916



Gruppenfotos der Werftschüler


Kurs 1916 (Ganzhorn)
Kurs 1916 (Mutschler)
Technische Merkblätter der Werftschule von 1917
Ausbildung am Schießplatz
Dazu ein Brief der Stuttgarter Garnisons-Verwaltung an die Bauleitung des Flugplatzes Böblingen
Stuttgart, den 20 März 1916
Die Lokalstellen schlagen nunmehr vor, den Schießplatz für den Standort Böblingen auf der sogenannten Hörnles-Ebene, welche etwa 4 km vom Barackenlager entfernt und südliche von Böblingen gelegen ist, einzurichten. Die Geländeverhältnisse in der Umgebung von Böblingen für Einrichtung von Schießplätzen sind insofern nicht günstig, als überall Eisenbahnen und stark begangene Straßen im Schußbereich liegen. Die Hörnles-Ebene ist nach Ansicht der Lokalstellen der einzige Platz, welcher als Schießplatzanlage in Frage kommen kann. Die Fliegerersatzabteilung 10 bittet dringend, daß mit den Bauarbeiten für den Schießplatz so bald als möglich begonnen wird. Die Abteilung ist z.Zt. etwa 1700 Mann stark und die Leute haben lt. der von der Abteilung gegebenen Auskunft drei vorgeschriebene Übungen zu schießen. Außerdem müssen zur Einübung des Kampfflugzeuggeschwader und zur Ausbildung der in das Feld anrückenden Offiziere mit Maschinengewehrübungen geschossen werden.
Die Abteilung hat seither sich dadurch geholfen, daß sie die betreffenden Mannschaften unter der Verwendung von Militärfahrscheinen mit der Eisenbahn nach der Station Wildpark beförderte, um uns auf den Stuttgarter Schießstanlagen schießen zu lassen. Auf die Dauer läßt sich dieses Verfahren nicht weiter anwenden. Der Fußmarsch der Abteilung von Böblingen nach Stuttgart und zurück hat sich aus dienstlichen Gründen als unzweckmäßig erwiesen. Außerdem sind die Schießstände bei Stuttgart und Umgebung von den Stuttgarter Truppen derart in Anspruch genommen, daß es kaum noch möglich ist, der Abteilung in Böblingen die erforderlichen Schießstände zuzuweisen.
Über die Bedingungen, unter welchen das Gelände für die Errichtung des Schießstandes auf der Hörnles Ebene der Militärverwaltung zur Verfügung gestellt wird, haben die Lokalstellen folgendes ermittelt. Der Wald ist Eigentum der Stadt Böblingen. Diese ist bereit, das notwendige areal zur Verfügung zu stellen. Die Stadt läßt den Wald auf der erforderlichen Fläche auf ihre Kosten abholzen. Das gefällte Holz bleibt ihr Eigentum. Sie bittet nur um möglichst baldigen Bescheid, ob mit den Arbeiten begonnen werden kann, damit das Holz (Buchenholz) nicht zu weit in den Saft kommt. Als Miete für Benützung des Platzes will die Stadt einen ganz geringen Betrag verlangen. Er wird von der Stadt auf rund 100 M jährlich geschätzt. Es käme sodann noch eine Entschädigung für den Jagdpächter, welcher der Stadt etwa 4.000 Mark jährlich bezahlt, in Frage. Die hierüber von der Stadt angestellten Erhebungen beim Jagdpächter haben ergeben, daß er etwa 100 M jährlich für die Beeinträchtigung der Jagd als Entschädigung verlangen wird. Die Garnisonsverwaltung würde verlangen, daß dieser Betrag nach Beendigung des bisherigen Jagdpachts in wegfalle kommt. Dem Vernehmen nach dauert der Pacht noch 4 Jahre. In das Schießstandsgelände fällt eine der Stadt gehörende Jagdhütte, welche aus Rundholz in Blockhausform erstellt ist. Diese wäre demzufolge abzubrechen. Die Kosten für den Abbruch und Versetzung der Hütte können dadurch vermindert werden, daß hierzu Soldaten verwendet werden. Der Truppenteil wird die erforderlichen Hilfskräfte zur Verfügung stellen. An Gebäuden wären eine Nach- und Scheibenbaracke und Werkstatt mit Nebenräumen, ein Abort und ein kleiner Pferdeunterstand notwendig. Von der Straße Böblingen-Holzgerlingen aus müßte unter teilweiser Benützung eines schon bestehenden Waldweges eine chausierte Zufahrt zum Schießstand hergerichtet werden. Die Wasserversorgung für den Schießstand ist nicht besonders günstig, da die nächst gelegene Quelle etwa 10 Minuten entfernt ist. Unter Umständen können spätere Versuche gemacht werden, ob nicht an einer näher gelegenen Stelle ein Brunnen mit geringen Kosten erbohrt werden kann.
Die Garnisonsverwaltung bittet um Genehmigung, über die Benutzung des Schießplatz-Geländes einen Vertrag mit der Stadt Böblingen vorbehaltlich höherer Genehmigung abschließen zu dürfen. In dem Vertrag würde die Garnisonsverwaltung auch die Regelung der Jagdpächter-Entschädigung aufnehmen, so daß zwischen dem Jagdpächter und der Garnisonsverwaltung ein Vertrag nicht mehr notwendig wird.
Der Schießstand wurde gebaut…


Flugsimulator


Flugabwehr
Zur Flugabwehr wurden Flugattrappen gebaut, die feindliche Flieger in der Umgebung abwehren sollten




Die Geselligkeit kam auch nicht zu kurz


Unfälle
Während des Bestehens des Böblinger Militärflugplatzes wurden ca 870-1070 Flugschüler ausgebildet. Dabei kamen bei 80 Abstürzen 102-105 Flugschüler ums Leben, d.h. etwa 10 %.
Während des Bestehens des Böblinger Militärflugplatzes wurden ca. 870-1070 Flugschüler ausgebildet. Dabei kamen bei 80 Abstürzen etwa 102-105 Flugschüler ums Leben, d.h. etwa 10 %. Viele wurden in einem Trauerzug unter Anteilnahme der Böblinger Bevölkerung und Angehörigen der Fea 10 durch die Stadt zum Bahnhof geleitet, von dem sie in ihre Heimat überführt wurden.




In der Gräberliste der Stadt Böblingen des „Alten Friedhofs“ sind 18 Gräber als „Flieger“ gekennzeichnet


* im elsaß-lothringischen Pfirt
Leutnants der Reserve als Beobachter bei der Fliegerersatz-Abteilung 10 (FEA 10) in Böblingen. Am 22. August 1917 stürzte er mit seiner Aviatik C.I 819/16 zwischen Sindelfingen und Vaihingen auf Grund nicht näher bekannter Umstände tödlich ab. Der Fliegerschütze Vizefeldwebel Bartels überlebte schwer verletzt den Absturz



* Stuttgart
Am 8.August um 20.30 Uhr ca. 3 km vom Bahnhof Böblingen durch Überziehen der Albatros B.II (Rol.) 2711/17 aus 1200 m abgestürzt



*Göppingen
Am 20. April 1918 um 18.02 Uhr nördlich vom Bahnhof Böblingen durch Abrutschen seiner Albatros B.II 415/16 aus 500 m abgestürzt, abends um 19.45 Uhr verstorben

* Konstanz
Am 25. Mai 1918 um 17.53 aus 2000 m mit seiner DFW C.V 6062/17 in Linkskurve abgetrudelt


*Kaiserslautern
Am 31.Oktober 1917 um 15.39 Uhr südw. vom Bahnhof Böblingen mit seiner Aviatik C.I 629/16 aus 150 m abgetrudelt

*Koppenbrügge
Am 4. März 1918 um 15.00 Uhr mit seiner LVG C.II 2217/15 östlich vom Bahnhof Tuttlingen abgestürzt

* Stuttgart Bad Cannstatt
Am 19. September 1917 um 17.08 Uhr mit seiner Albatros B.II 225/17 links der Straße von Dagersheim in der Kurve überzogen und abgestürzt

* Rauschwalde
nach einer Kurve in niederer Höhe am Flugplatz Böblingen abgestürzt

* Theißen
Am 24.Juni 1918 um 11.20 Uhr mit seiner Rumpler C.I 3015/18 aus unbekannter Ursache beim Ehninger Wald abgestürzt

* Johannisburg
Am 4. Februar um 14.50 Uhr nördlich Böblingen mit seiner LVG C.II 4329/15 durch Bruch der linken Tragfläche abgestürzt

* Züttingen
Am 14. August um 9.10 Uhr mit seiner DFW C.V 7764/17 in einer Kurve aus 50 m abgestürzt

* Kastelhaun
Am 24.9.1918 um 12.10 Uhr mit seiner Hannover CL.II 645/18 durch zu starken Gleitflug abgestürzt, verstarb im Bezirkskrankenhaus

* Metz
Am 21. Februar 1918 um 11.00 Uhr mit seiner Albatros C.X 6854/16 durch Bruch der rechten Tragfläche bei Rutesheim abgestürzt
Mit Ende des 1. Weltkrieges Ende 1918 begann die Auflösung des Böblinger Flugplatzes. siehe Seite Soldatenrat
Flugplatz-Modell
von 1916 – von „Kartonbauern“ im Maßstab 1:700 als „Weißmodell“ nachgebaut. (Stadtarchiv Böblingen)
Fotalben u.a. mit Fotos der Fea 10 (Europeana)
- Fotoalbum aus Böblingen Das Fotoalbum zeigt Luftbilder von württembergischen Städten, Truppenbewegungen, Flugzeugen – auch abgeschossene und Bruchlandungen – sowie die Besichtigung der Fliegerersatzabteilung 10 (Fea 10) in Böblingen durch die Könige v. Württemberg und v. Sachsen am 6.3.1918.
- Fotografien von Josef Zimmermann Bilder von Josef Zimmermann, Leutnant der Reserve (1881-1918). Das Photoalbum zeigt u.a. einen Flugplatz in Böblingen (Württemberg).
- Fotografien und Dokumente des Fliegers und Flugausbilders Paul Teufel
Wahrlich eine sehr interessante historische Darstellung des Böblinger Flughafens, den ich als sechsjähriger Bub erlebte, als hauptsächlich die JU 52 das Fluggeschehen bestimmte, wenigstens nach meiner Erinnerung.
Mein Großvater Martin Borchart unternahm 1917 seinen ersten Probeflug von Böblingen aus nach Heidenheim um sich mit seiner späteren Frau Elisabeth Borchart geb. Poppe zu treffen.